Mittlerweile zeigt sich in mehr und mehr Bundesländern die Tendenz, die verbalen Anteile in Zeugnissen zu erhöhen, um die Entwicklungen der Kinder besser darstellen und die Note besser begründen zu können. Dabei sollte einiges beachtet werden:
- Beschreibe Verhaltensweisen und keine Persönlichkeitseigenschaften!
Beispiel: „Peter begegnete Mitschülern und Lehrern freundlich.” Nicht: „Peter ist ein freundliches Kind.
- Vermeide Vergleiche der Schüler untereinander.
- Nutze Wörter, wie z.B. auffassen, rechnen, lesen, schreiben, darstellen, wiedergeben, verstehen, erzählen, vergleichen, erklären, begründen, beachten, anwenden, überdenken, verbessern … Vermeide die Wörter „lernen” und „können”.
- Schreibe in einer persönlichen Form. Benutze wenigstens den Namen.
Beispiel: Peter fällt es leicht… - Bei qualifizierenden und quantifizierenden Aussagen benenne die Bezugsnorm.
Beispiel: „Peter hat sich im Sachunterricht viel mehr beteiligt als in Deutsch.” oder „Peter ist ein Schüler in der Klasse, der sich nur selten meldet.” - Sei bei Wörtern, wie „gut”, „befriedigend” etc. sehr vorsichtig. Eltern erkennen darin eine verdeckte Ziffernbewertung. Benutze besser konkrete Beispiele.
„Peter hat in allen Unterrichtssituationen konzentriert gearbeitet” Nicht: „Du kannst dich gut konzentrieren.” - Scheue dich nicht davor, unterschiedliche Grade der Verbindlichkeit zu nutzen.
„Ich hatte den Eindruck, dass…” - Vermeide Einstufungen „…fand ich gut…” und Ermahnungen „…musst dich unbedingt weiter bemühen…”
- Äußere konkrete Verhaltensvorschläge!
Beispiel: „Wenn du deinen Ranzen ordentlicher führst, wirst du deine Hausaufgaben seltener vergessen.” oder „Wenn du mehr zum Lehrer schaust, wird es dir leichter fallen aufzupassen.” - Benutze präzise und „mittellange” Sätze. Untersuchungen zeigen, dass zu kurze und zu lange Sätze schlecht verstanden oder unverbindlich wirken.
- Lern- und Arbeitsverhalten und der Lernerfolg sollen gesondert formuliert werden.
Beispiel: „Du hast dir bei Aufgaben mit Zehnerübergang große Mühe gegeben. Bis jetzt kannst du sie leider nur teilweise richtig rechnen.” - Vermeide Negativprognosen, sondern zeige den Abstand zum Lernziel.
Beispiel: „Die Hausaufgaben machst du oft noch unordentlich. Da bist du noch hinter dem zurück, was wir verabredet hatten. Wenn du dich um eine regelmäßigere Schrift und um eine übersichtlichere Einteilung des Platzes bemühst, wirst du weniger Fehler machen.”
(aus: Sacher, W.: Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. 2004, 178ff.)
Zusammenfassend ließen sich wohl folgende Prinzipien nennen:
- Sei ganz konkret und benutze Beispiele!
- Schreibe nicht zu lange und nicht zu kurze Sätze!
- Schreibe persönlich!
Verschiedene Untersuchungen in den vergangenen 20 Jahren an Verbalzeugnissen von GrundschullehrerInnen zeigen folgende Gemeinsamkeiten:
- Die Zeugnisse sind ermutigend verfasst.
- Lernprozesse werden zu wenig beschrieben. Es werden überwiegend die Lernergebnisse und Eigenschaften beschrieben.
- Das Lern- und Sozialverhalten wird im Verhältnis zum Leistungsstand zu wenig gewürdigt.
- Die individuelle Entwicklung eines Schülers wird viel zu wenig dargestellt. Es werden noch immer stereotype Beurteilungsmuster verwendet.
- Weiterführende Hinweise und Entwicklungsperspektiven werden kaum herausgestellt.