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Rechtschreibung

Mini­mal­paar­the­ra­pie

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Bereits vor eini­ger Zeit beschrieb ich aus­führ­lich das Recht­schreib­kon­zept, auf das ich in „mei­ner” Klas­se set­ze (sie­he Fela kor­ri­gie­ren oder Pha­sen des Recht­schrei­ber­werbs). Mitt­ler­wei­le befin­det sich „mei­ne” Klas­se in der Mit­te des 2. Halb­jah­res und ein paar Kin­der tun sich immer noch recht schwer, ein­zel­ne Lau­te in einem Wort dif­fe­ren­ziert zu hören und von­ein­an­der zu unter­schei­den. Auf der Suche danach, wie ich die­se Kin­der noch geziel­ter unter­stüt­zen kann, dass sie ein­zel­ne Lau­te bes­ser unter­schei­den ler­nen, bin ich auf die soge­nann­te „Mini­mal­paar­the­ra­pie” gesto­ßen. Gehol­fen hat mir dabei ein Aus­tausch mit der Sprach­heil­päd­ago­gin Sabi­ne Kru­ber von SK-ver­schrie­ben. Sie äußer­te, dass Kin­der in ihrer Pra­xis sehr posi­ti­ve Erfol­ge mit der „Mini­mal­paar­the­ra­pie” machen wür­den. Vor allem ihre Erfah­run­gen im Hin­blick auf die Fra­ge „Was ist beson­ders wirk­sam in der The­ra­pie?” war sehr wich­tig und zeig­te mir – neben­bei bemerkt -, wie wich­tig es wäre, wenn Schu­len noch viel mehr mit exter­nen Fach­leu­ten koope­rie­ren würden.

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Basis­gra­phe­me und Orthographeme

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Der bes­se­ren Ver­ständ­lich­keit hal­ber sei­en vor­ab zwei Begrif­fe erklärt: Pho­nem und Gra­phem: Pho­ne­me sind die gespro­che­nen Lau­te, zum Bei­spiel <d>, <au> oder <sch>, die wir auch hören kön­nen. Gra­phe­me sind nun die dazu­ge­hö­ri­gen Schreib­zei­chen. Das Pho­nem <au> ent­spricht dem Gra­phem „au”. Spricht man bei­spiels­wei­se <schp>, schreibt man die bei­den Gra­phe­me „sp”.

(Ergän­zung: Es ist nicht ganz leicht mit den Gra­phe­men, weil sie sich abhän­gig vom Wort ver­än­dern. Wäh­rend im Wort „Spiel” der Laut <sch> dem Gra­phem „S” zuge­ord­net wird, weil danach das „p” folgt, ist im Wort „Schu­le” der­sel­be Laut <sch> dem Gra­phem „Sch” zuge­ord­net usw. Gar nicht so ein­fach, aber um die­sen Arti­kel zu ver­ste­hen, sind die­se Fein­hei­ten nicht so entscheidend.) 

Nach einer Ana­ly­se von etwa 24.000 Wör­tern aus lite­ra­ri­schen Tex­ten konn­te fol­gen­de Aus­wer­tung erstellt werden:

MAN SPRICHT (PHONEM) … MAN SCHREIBT (GRAPHEM) …
am häu­figs­ten (Basis­gra­phem) Aus­nah­men (Ortho­gra­phem)
… ein <a> (wie bei Rasen) a (90%) ah (8%), aa (2%)
… ein <a> (wie bei Affe) a (100%)
… ein <ei> (wie bei Eis) ei (99%) eih (1%)
… ein <eu> (wie bei Euro) eu (80%) äu (20%)
… ein <e> (wie bei Gel) e (85%) eh (13%), ee (2%)
… ein <e> (wie bei Hunde) e (100%)
… ein <e> (wie bei Kern) e (90%) ä (10%)
… ein <i> (wie bei Riese) ie (72%) ih (18%), i (9%), ieh (1%)
… ein <i> (wie bei Licht) i (99%) ie (1%)

Die Tabel­le zeigt exem­pla­risch nur eini­ge Pho­nem-Gra­phem-Zuord­nun­gen bei den Voka­len. Die voll­stän­di­ge Lis­te mit Voka­len und Kon­so­nan­ten fin­det sich u.a. in OLFA 1–2 oder OLFA 3–9.

Was lässt sich aus der (voll­stän­di­gen) Tabel­le able­sen und wel­che Kon­se­quen­zen hat das?

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Kosog’sches Dik­tat

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Um Erwach­se­ne in die Hür­den der Recht­schrei­bung ein­tau­chen zu las­sen, so wie sie sich für Kin­der dar­stel­len, emp­feh­le ich das soge­nann­te Kosog’sche Dik­tat. Die­ses Dik­tat ent­hält die meis­ten Zwei­fels­fäl­le, denen man begeg­nen konn­te (kann?). Es wur­de im Jah­re 1912 von Oskar Kosog ver­fasst, der damit dar­auf hin­wei­sen woll­te, dass die Recht­schrei­bung drin­gend reform­be­dürf­tig sei. Der Text ist noch nach der alten Recht­schrei­bung ver­fasst. Eine Lösung des Tex­tes nach der neu­en Recht­schrei­bung fin­den Sie am Ende des Artikels.

Nun heißt es: Einen Vor­le­se­part­ner holen und „an die Stif­te, fer­tig, los!”

Aus dem Tes­ta­men­te einer Mutter
Lie­be Kinder,
heu­te nacht nahm ich mir vor, Euch die­sen Mor­gen eini­ge Leh­ren fürs Leben des nähern nie­der­zu­schrei­ben. Leset sie oft­mals durch, so wer­det Ihr Euch bei Gele­gen­heit des Nähe­ren ent­sin­nen und danach handeln.
Zwar kann ich Euch nur etwas weni­ges hin­ter­las­sen, aber Euch etwas Gedie­ge­nes ler­nen zu las­sen, dazu habe ich mein Bes­tes, ja mein mög­lichs­tes getan. Ihr seid alle gut im Stan­de, so daß Ihr imstan­de seid, Euch red­lich durch­zu­schla­gen. Soll­te jedoch einer von Euch in Nöten sein, so ist es durch­aus von­nö­ten, daß Ihr Euch gegen­sei­tig helft. Seid stets wil­lens, Euch unter­ein­an­der zu Wil­len zu sein. Irrt einer von Euch, so sol­len die übri­gen ihn eines ande­ren, und zwar eines Bes­se­ren zu beleh­ren ver­su­chen. Wei­ter­le­sen »Kosog’sches Dik­tat

„Fela” kor­ri­gie­ren

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Die­sen Text habe ich als Eltern­brief in „mei­ner” Klas­se 1 aus­ge­teilt. Es han­delt sich nicht um den ori­gi­na­len Text, da ich die­sen hier bereits mit wei­ter­füh­ren­den Infor­ma­tio­nen ergänzt habe. Im All­ge­mei­nen habe ich aber im Brief ver­sucht, eini­ge Aspek­te etwas zu ver­ein­fa­chen bzw. ver­kürzt und hand­hab­ba­rer für alle Eltern dar­zu­stel­len. Wesent­li­che Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zum The­ma haben mir vor allem die aktu­el­len Bücher „Der ortho­gra­phi­sche Feh­ler” und „ABC und ande­re Irr­tü­mer über Ortho­gra­phie, Recht­schrei­ben, LRS/Legasthenie” aus den Jah­ren 2012 und 2013, sowie das Heft „Rich­tig schrei­ben ler­nen mit dem Auf­bau­kon­zept” gelie­fert. Geschrie­ben wur­den sie vom Recht­schreib­for­scher an der Uni Frank­furt Prof. Dr. Tho­mé, dem ich für sei­ne posi­ti­ve Rück­mel­dung zu die­sem Eltern­brief sehr dan­ke. Mein Dank geht auch an sei­ne Ehe­frau D. Tho­mé vom Insti­tut für sprach­li­che Bil­dung Olden­burg.

Sehr geehr­te Eltern,

die Recht­schreib­ent­wick­lung lässt sich grob in drei Pha­sen gliedern:

  1. die vor­al­pha­be­ti­sche Phase
  2. die alpha­be­ti­sche und
  3. die ortho­gra­phi­sche Pha­se (etwa Klas­se 3 / 4 bei guten Schreibern).

Die Pha­sen bau­en auf­ein­an­der auf. Ihre Über­gän­ge sind flie­ßend. Es ist durch „über­mä­ßi­ges Üben“ nicht mög­lich, eine Pha­se zu „über­sprin­gen“. In den geschrie­be­nen Tex­ten von Kin­dern tre­ten in der Regel die Pha­sen 1) und 2) sowie 2) und 3) gemein­sam auf.

Wich­tig: In jeder Pha­se machen Kin­der typi­sche Feh­ler!

Las­sen Sie mich an einem Bei­spiel mit typi­schen Feh­lern die Qua­li­tät von Feh­lern etwas erklären:

Wie bewer­ten Sie die Recht­schrei­bung eines Erst­kläss­lers in die­sem Satz?Wei­ter­le­sen »„Fela” kor­ri­gie­ren

Ursa­chen für schwa­che Rechtschreibleistungen

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Siek­mann / Tho­mé stel­len in ihrem Buch „Der ortho­gra­phi­sche Feh­ler” meh­re­re Stu­di­en vor, die bele­gen, dass die Recht­schreib­leis­tun­gen in den letz­ten 30–40 Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich schwä­cher gewor­den sind (sie­he bei­spiels­wei­se [1], [2] und [3]). Als mög­li­che Ursa­chen wer­den genannt: abneh­men­de Bedeu­tung der Recht­schrei­bung an den Uni­ver­si­tä­ten, d.h. feh­len­de Pro­fes­su­ren für Recht­schrei­b­er­werb und dadurch unzu­rei­chen­des Wis­sen bei… Wei­ter­le­sen »Ursa­chen für schwa­che Rechtschreibleistungen

Pha­sen des Rechtschreiberwerbs

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Die Feh­ler­for­schung der letz­ten Jah­re ist geprägt durch die Per­spek­ti­ve, dass Feh­ler Aus­druck von Lern­pro­zes­sen sind. Begrün­det wird dies vor allem durch die Arbei­ten von Charles Read (1974), der durch Stu­di­en mit Vor­schul­kin­dern zu dem Schluss kommt, dass Kin­der „eine unbe­wuss­te Kennt­nis über das Laut­sys­tem ihrer Mut­ter­spra­che besit­zen” und Lau­te mit bestimm­ten arti­ku­la­to­ri­schen Merk­ma­len kor­re­spon­die­ren (Siek­mann / Tho­mé, 105). Eich­ler stellt an den ers­ten Tex­ten von Vor­schul­kin­dern in Deutsch­land fest: „Nicht jede abwei­chen­de Schrei­bung ist ein … Feh­ler; im Gegen­teil, die meis­ten abwei­chen­den Schrei­bun­gen sind Aus­druck eines akti­ven Lern­ver­hal­tens” (Eich­ler, 1991).

Bal­horn erklärt als didak­ti­sche Kon­se­quenz der qua­li­ta­tiv-stra­te­gie­ori­en­tier­ten Feh­ler­for­schung sinngemäß:

Es scheint gebo­ten, (Rechtschreib)Lernen nicht als unmit­tel­ba­re Fol­ge von schu­li­schem Unter­richt zu ver­ste­hen, son­dern als eigen­stän­di­gen, akti­ven Regel­bil­dungs­pro­zess des Ler­nen­den. Wenig spricht dafür, dass Schü­ler rich­tig schrei­ben ler­nen, indem sie vor­ge­ge­be­ne Regeln ler­nen. (Bal­horn, 1983)

Den ler­nen­den Schrei­bern sind also die Regeln unbe­wusst, die sie impli­zit anwenden.

Wich­tig: Die Vor­stel­lung von Pha­sen ist nicht gleich­zu­set­zen mit Ent­wick­lungs­stu­fen, wie beim mensch­li­chen Wachs­tum! Die Recht­schrei­bung „reift” nicht von allei­ne und ohne wei­te­res zutun „ein­fach so” heran.

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Typi­sche Rechtschreibfehler

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Im Buch „Der ortho­gra­phi­sche Feh­ler: Grund­zü­ge der ortho­gra­phi­schen Feh­ler­for­schung und aktu­el­le Ent­wick­lun­gen” von Siek­mann / Tho­mé wird eine Stu­die von Pli­ckat aus dem Jah­re 1965 vor­ge­stellt. Pli­ckat ließ von etwa 600 Schü­lern aus Volks­schu­len fol­gen­des Dik­tat schrei­ben: Ein Brief an mei­nen Vater Ges­tern habe ich einen Brief an mei­nen Vater geschrie­ben. Vater liegt schon seit acht… Wei­ter­le­sen »Typi­sche Rechtschreibfehler

Recht­schreib­test in Klas­se 4

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Die wohl bekann­tes­te Form, um die Recht­schreib­leis­tung von Schü­lern zu über­prü­fen, ist das alt­be­kann­te Dik­tat. Vor­ne steht der Leh­rer, liest einen mehr oder min­der geüb­ten Text vor und die Schü­ler müs­sen eif­rig das Gehör­te zu Papier bringen.

Schau­en wir in die Bil­dungs­stan­dards hin­ein, so stel­len wir fest, dass dort unter dem Begriff „Rich­tig schrei­ben” weit mehr ver­stan­den wird, als das rich­ti­ge Wie­der­ge­ben eines belie­bi­gen, geüb­ten Tex­tes. So heißt es auf Sei­te 10f:

  • geüb­te, recht­schreib­wich­ti­ge Wör­ter norm­ge­recht schreiben,
  • Recht­schreib­stra­te­gien ver­wen­den: Mit­spre­chen, Ablei­ten, Einprägen,
  • Zei­chen­set­zung beach­ten: Punkt, Fra­ge­zei­chen, Aus­ru­fe­zei­chen, Zei­chen bei wört­li­cher Rede
  • über Feh­ler­sen­si­bi­li­tät und Recht­schreib­ge­spür verfügen,
  • Recht­schreib­hil­fen ver­wen­den: Wör­ter­buch nut­zen, Recht­schreib­hil­fen des Com­pu­ters kri­tisch nutzen,
  • Arbeits­tech­ni­ken nut­zen: metho­disch sinn­voll abschrei­ben, Übungs­for­men selbst­stän­dig nut­zen, Tex­te auf ortho­gra­phi­sche Rich­tig­keit über­prü­fen und korrigieren.

Wenn ich in den diver­sen Inter­net­fo­ren für Leh­rer rein­schaue, ent­de­cke ich dort bis­lang noch weni­ge Ideen, wie Tests aus­se­hen könn­ten, die ein umfas­sen­de­res Bild von der „Recht­schreib­kom­pe­tenz” eines Kin­des aufzeigen.

Vor zwei Wochen habe ich einen Recht­schreib­test in mei­ner Klas­se schrei­ben las­sen. Er war für alle Kin­der gleich (grup­pen­be­zo­ge­ner Test, vgl. Grund­schul­ord­nung RP) und sah fol­gen­der­ma­ßen aus: Wei­ter­le­sen »Recht­schreib­test in Klas­se 4

Recht­schreib­test

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Gemein­sam mit einer Kol­le­gin habe ich in den letz­ten Wochen einen bzw. meh­re­re Tests ent­wor­fen, mit denen Teil­be­rei­che der Recht­schreib­ent­wick­lung doku­men­tiert wer­den sol­len, die die stan­dar­di­sier­ten Tests nicht alle abde­cken kön­nen. Bei der Auf­ga­ben­aus­wahl bezie­hen wir uns auf die Bil­dungs­stan­dards für das Fach Deutsch. Dar­in heißt es u.a. auf Sei­te 9f.:

  • geüb­te, recht­schreib­wich­ti­ge Wör­ter norm­ge­recht schreiben
  • Recht­schreib­stra­te­gien ver­wen­den: Mit­spre­chen, Ablei­ten, Einprägen
  • Zei­chen­set­zung beachten
  • über Feh­ler­sen­si­bi­li­tät und Recht­schreib­ge­spür verfügen
  • Recht­schreib­hil­fen ver­wen­den: Wör­ter­buch nutzen

Die ent­wi­ckel­ten Tests haben wir in 5 Auf­ga­ben gegliedert:

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Nor­mier­ter Rechtschreibtest

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Vor den Herbst­fe­ri­en schrie­ben die Kin­der einen stan­dar­di­sier­ten Recht­schreib­test. Es war im Prin­zip ein Lücken­dik­tat, d.h. die Kin­der schrie­ben in die Lücken die Wör­ter, die ich ihnen dik­tiert hat­te. Bsp.: „Peter malt einen ______. (dik­tiert: Strauch)” Es muss­ten 15 Wör­ter in 10 Minu­ten ein­ge­tra­gen wer­den. Anschlie­ßend schrie­ben die Kin­der 15 selbst aus­ge­dach­te Wör­ter oder eine klei­ne Geschichte.

Ergeb­nis­se: Beim Lücken­dik­tat erreich­te die Klas­se einen Schnitt von 11,7 rich­ti­gen Wör­tern. Der dem Test zugrun­de­lie­gen­de Schnitt liegt bei 9 bis 11. Das Ergeb­nis der 2a liegt also leicht ober­halb des geeich­ten Durch­schnitts. Viel erfreu­li­cher als der hohe Durch­schnitts­wert ist aber fol­gen­des Ergebnis:

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