Lernen
Dinge, die wir für selbstverständlich halten
Es gibt Dinge, die sich derart fest in unser Bild von Schule eingebrannt haben, dass sie selten infrage gestellt werden. Ein einfacher Versuch einer losen Aufzählung: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle der Schüler ist besser. Hausaufgaben gehören zur Schule dazu. Ohne Druck durch den Lehrer wird nichts gelernt. Noten sind wichtig, um zu motivieren. Lernen –… Weiterlesen »Dinge, die wir für selbstverständlich halten
Schule 2.0
Autor: Wolfgang Weicht – weitere Präsentationen auf Slideshare.net Dazu passende Zitate: „Schüler von heute werden durch Lehrer von gestern auf die Aufgaben von morgen vorbereitet.” (Verfasser unbekannt, in: H. Brosche, S.122) „Wir müssen Leute für eine Welt ausbilden, von der wir nicht wissen, wie sie aussehen wird.” (Thomas Robertson, Dekan an der Wirtschaftshochschule Whartonan)
Individualisierung = Personalisierung?
Lose Gedanken…
In diesem Artikel von Lisa Rosa bin ich auf eine Begrifflichkeit gestoßen, die ich sehr interessant finde. Sie spricht da beinahe nebensächlich von Personalisierung als alternativen Begriff für die Individualisierung: „..Individualisierung, besser Personalisierung, heißt nicht, dass alle dasselbe, aber alleine für sich lernen müssen, sondern dass Verschiedenes gemeinsam gelernt wird.” Das brachte mich zu der Frage: Ist mit Individualisierung und Personalisierung ein und dasselbe gemeint oder sind es doch zwei unabhängige Lehr-/Lernmotive?
Personalisierung meint, dass jeder für sich im Lerngegenstand seinen eigenen Sinn verarbeitet, den er in ihm entdeckt hat. Sinnbildung ist meiner Meinung DAS zentrale Stichwort beim Lernen. Muss Lernen für den Lernenden immer einen Sinn ergeben? Weiterlesen »Individualisierung = Personalisierung?
Bedingungen engagierten Lernens
Liebe Lisa, wegen solcher Artikel, deinen vielschichtigen Impulsen, empfehle ich deine Seite immer wieder gerne weiter. 🙂 Dass Lernen eine Funktion von Selbststeuerungsprozessen psychischer und sozialer Systeme ist, könnten Lehrer seit Dieter Lenzens Luhmann-Band Niklas Luhmann, Schriften zur Pädagogik wissen. Aber auch aus der eigenen Praxis und ohne die Systemtheorie zu bemühen, „wissen“ langjährig praktizierende Lehrer… Weiterlesen »Bedingungen engagierten Lernens
Pädagogische Bulimie
„… Mats Ekholm war viele Jahre Direktor der nationalen Bildungsagentur Skolverket in Schweden. Nach einem seiner Deutschlandbesuche habe ich ihn gefragt, was ihm denn an deutschen Schulen im Vergleich zu den schwedischen am stärksten auffällt. Seine Antwort: „Dass die Schüler nichts zu essen bekommen.“ …
Hätte ein Ethnologe wie Claude Lévi-Strauss deutsche Schulen auf ihre Strukturen hin untersucht, ihm wären zuerst die verwahrlosten Tischsitten aufgefallen, übrigens auch im Lehrerzimmer. Gegessen wird nebenher, selten gemeinsam. Vielen Kindern wird von den Eltern nicht mal halbwegs kultivierter Proviant mitgegeben. Sie versorgen sich am Schulkiosk mit übersüßen Schokoriegeln und fetten Pommes. Es gibt oft keine Räume und keine Tische, die zum Essen vorgesehen sind. Und alle essen schnell. Keine Zeit. Der gleiche rasende Stillstand herrscht auch im Unterricht während Informationen aufgenommen werden, oder, wie es heißt, beim „Vermitteln von Stoff“. Stoff? Sollte man das Wort nicht lieber den Dealern überlassen?
Lévi-Strauss hatte in seinem Buch „Ursprung der Tischsitten“ festgestellt, wie sich das Sinnlich-Körperliche und das Geistig-Kognitive ähneln. An unseren Schulen sind am Essen und mehr noch am Umgang mit dem „Wissensstoff“ Anzeichen von Bulimie unverkennbar. Weiterlesen »Pädagogische Bulimie
„Mein Kind braucht mehr Futter”
Mit dieser Überschrift beginnt Walter Hövel, Schulleiter an der staatlichen Grundschule Harmonie, einen Artikel über den Wunsch von Eltern zur Fütterung ihrer Kinder im Sinne einer permanenten „Förderung”: Mein Kind braucht mehr Futter (von W. Hövel)
Anmerkung zum Artikel:
Gestutzt habe ich auf Seite 2 des Artikels bei der Aussage, dass Winterhoff ein „selbsternannter Kinderpsychologe” sei. In der Tat führte meine Recherche dazu, dass Winterhoff Kinderpsychiater und nicht ‑psychologe ist. Was Hövel mit dieser Formulierung aussagen möchte, erschließt sich mir nicht ganz, da sich Winterhoff meines Wissens nach bei seinen Vorträgen als Psychiater vorstellt. Vermutlich meint Hövel mit seinen Worten, dass Winterhoff mit seinen Erziehungsratschlägen scheinbar allgemeinen Anspruch erhebe, indem er sich auf die angeblich natürlichen (psychologischen) Bedürfnisse nach einer „strengen Hand” von Kindern beziehe.
Der Unterschied zwischen Psychiatrie und Psychologie erscheint mir wesentlich: Weiterlesen »„Mein Kind braucht mehr Futter”
Wie funktioniert mathematisches Lernen?
Heute möchte ich einige Passagen aus einer Folge der Video-Reihe „Mathematik zum Anfassen” vorstellen. Entwickelt wurde die Reihe von Professor Beutelspacher, Leiter des Mathematikums in Gießen, der gleichzeitig auch der Sprecher ist:
Bereits die griechischen Philosophen Sokrates und Platon wussten: „Jemandem etwas beizubringen, das geht nicht!” Heute wissen wir drei Dinge über Mathematik:
- Jeder kann Mathematik!
- Man lernt Mathe nur, wenn man sie macht. Das ist aber ein konstruktiver Prozess des Wissenserwerbs und kein vermittelnder!
- Wenn man voran kommen möchte, braucht man einen guten Lehrer. Und ein guter Lehrer weiß, wann er einen Impuls geben muss und wann er den Schüler besser in Ruhe lässt. Er weiß, wann der Schüler Informationen benötigt oder wann er selbst etwas entwickelt, wann der Schüler Nähe braucht, und wann Distanz wichtig ist.
Wie muss Mathematik-Unterricht aussehen, damit er in allgemeinbildenden Schulen allgemeinbildend ist? In den Augen von Beutelspacher gehören dazu drei Schritte:
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Eine Bildungsrevolution wagen
Ein Vortrag auf der TED-Konferenz im Frühjahr 2010 von Sir Ken Robinson, eine inhaltliche Fortführung des Artikels Lernen quo vadis? und die logische Fortsetzung des Vortrages Ersticken Schulen die Kreativität von Kindern? aus dem Jahr 2006.
TED-Talk: Her mit der Bildungsrevolution
Wesentliche teils verkürzte Auszüge aus dem Vortrag:
„Al Gore sagte auf der TED-Konferenz im Jahr 2006, dass es eine große Klimakrise gäbe. Ich denke, dass es noch eine zweite Klimakrise gibt, die ebenso ernst ist. Aber dies ist eine Krise nicht der natürlichen Rohstoffe, sondern eine Krise des „Rohstoffs Mensch”. Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass die meisten Menschen ihre Talente kaum einsetzen. Sehr viele Menschen verbringen ihr ganzes Leben ohne eine Vorstellung davon, welche Talente sie überhaupt besitzen oder ob sie irgendwelche nennenswerten Talente verfügen. Ich treffe vielerlei Menschen, die glauben, es gäbe nichts, was sie besonders gut könnten. Ich begegne Menschen, die keine Freude an dem haben, was sie tun. Sie leben ihr Leben einfach vor sich hin. Sie haben keine Freude an dem, was sie tun. Sie halten das Leben quasi aus, anstatt es zu genießen und so warten sie jede Woche aufs Neue auf das Wochenende.
Ich treffe aber auch Menschen, die lieben, was sie tun, und die sich nicht vorstellen könnten, etwas anderes zu machen. Es ist nicht das, was sie tun, sondern wer sie sind. Sie sagen: „Das bin ich! Es wäre dumm von mir, diese Tätigkeit aufzugeben, denn sie spricht mein authentisches Selbst an.” Und genau dies trifft leider nicht auf genügend Menschen zu. Ich glaube sogar, dass dies nur für eine Minderheit der Menschen zutrifft. Dies hat mehrere Gründe. Eine wichtige Ursache ist Bildung. Denn Bildung entfremdet viele Menschen von ihren natürlichen Talenten und menschliche Ressourcen sind wie natürliche Rohstoffe. Sie sind tief vergraben. Man muss nach ihnen suchen. Sie liegen nicht auf der Oberfläche herum. Sie zeigen sich nur, wenn die Bedingungen stimmen. Vielleicht denken sie, dass Bildung das leisten würde. Aber allzu oft tut sie das nicht.
Weiterlesen »Eine Bildungsrevolution wagenLernen quo vadis?
“Jedes Land der Welt ist jetzt dabei, seine Bildungsinstitutionen zu reformieren”, sagt Sir Ken Robinson. Das Video ist fantastisch gestaltet und liefert auch inhaltlich eine Punktlandung! Ein Auszug: 98% der 1500 getesteten Kindergartenkinder befinden sich auf der Stufe von Genies im divergenten Denken. Fünf Jahre später wurden dieselben Kinder noch einmal getestet. Gab es jetzt… Weiterlesen »Lernen quo vadis?
Buch: Lernen geht anders
Autor des Buches: Remo H. Largo, ehemaliger Leiter der Abteilung „Wachstum und Entwicklung” an der Kinder-Uniklinik Zürich
Klappentext
„Für Remo H. Largo steckt schulisches Lernen in einer Sackgasse: Fixiert auf Inhalte, wird immer mehr Stoff in immer kürzerer Zeit in die Köpfe der Schüler „hineingestopft”. Die zentrale Frage einer kindgerechten Pädagogik bleibt dabei ungestellt: Wie lernt das einzelne Kind? Aufbauend auf seinen jahrzehntelangen Forschungen, plädiert Largo für einen achtsamen und vertrauensvollen Umgang mit Kindern, denn: Lernen geht anders.
Weshalb Erklärungen wenig bringen
„Kaum ein anderes Lehrwerkzeug ist so weit verbreitet wie die Erklärung. Alexander Renkl von der Universität von Freiburg und seine Mitautor/innen fassen in einer neuen Publikation zusammen, welche Probleme Erklärungen mit sich bringen können. So zeigt die Forschung beispielsweise, dass Erklärungen dem Lernerfolg nicht förderlich sind oder ihn gar behindern: In Schülergruppen lernen nicht diejenigen… Weiterlesen »Weshalb Erklärungen wenig bringen
Differenziertes und individualisiertes Lernen
In der Grundschulordnung (GSO) von Rheinland-Pfalz in Abschnitt 1, § 1 heißt es:
(1) Die Grundschule führt die Schülerinnen und Schüler in das schulische Lernen ein. Sie befähigt sie zum selbstständigen und gemeinsamen Lernen und Handeln. Sie leitet zur Übernahme von Werten, Einstellungen und Haltungen im Sinne des § 1 des Schulgesetzes (SchulG) an. Sie bietet den Schülerinnen und Schülern Hilfen und Orientierung und fördert ihre individuelle Entwicklung.
Wer den letzten Satz genau liest, stellt fest, dass darin ein sehr hoher Anspruch an den Unterricht gestellt wird. Unterricht fördert die individuelle Entwicklung. In Nordrhein-Westfalen können Eltern diese Förderung sogar vor Gericht einklagen. Bei 20 und mehr Kindern in einer Klasse ist die Förderung der individuellen Entwicklung für einen Lehrer aber kaum zu leisten, wenn er alle Kinder zugleich beschult. Denn diejenigen Kinder, die überfordert oder unterfordert werden, erfahren keinen individuellen Lernzuwachs.
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Irrtümer übers Lernen
Heute fällt mir in der Koblenzer Stadtbücherei eine ältere Ausgabe von 2008 der Zeitschrift Focus Schule in die Hand. Darin befand sich ein Artikel mit dem Titel „20 Irrtümer übers Lernen”. Lesenswert – glücklicherweise auch online im Netz.
Ein paar Zitate (richtig gestellte Irrtümer)
„Sportliche Jugendliche erzielen deutlich höhere Bildungsabschlüsse. Sport, so sagen Experten, fördere Teamgeist, Disziplin, Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein.”
„Wann immer es um verstehendes Lernen geht, ist Zeitdruck schlecht.”
„Am besten lernen oder begreifen Kinder, wenn sie entspannt sind. Eltern sollten keinen Druck (schimpfen, strafen) ausüben, denn das führt zu Stress und Frustrationen, die Denkblockaden auslösen können. Verkrampfte Schüler behalten Gelerntes überdies schlechter.”
Was trainiert das Gehirn am besten?
Gehirnjoggings, IQ-Trainer, Kreuzworträtsel, Sudokus – in den letzten Jahren wurden viele Geschütze aufgefahren, um das Gehirn fit zu halten. Quarks & Co, eine der ganz wenigen wissenschaftlichen Sendungen mit hohem Niveau im deutschen Fernsehen, widmete sich letzten Dienstag eben diesem Thema: Hält Gehirntraining jung?
Dabei ging das Team um Ranga Yogeshwar neuesten Erkenntnissen aus der Forschung nach. Ihre Ergebnisse sind so verblüffend wie einfach. Allerdings muss man hier zwischen zwei Begriffen unterscheiden: Fertigkeiten und Fähigkeiten.