Gehirnjoggings, IQ-Trainer, Kreuzworträtsel, Sudokus – in den letzten Jahren wurden viele Geschütze aufgefahren, um das Gehirn fit zu halten. Quarks & Co, eine der ganz wenigen wissenschaftlichen Sendungen mit hohem Niveau im deutschen Fernsehen, widmete sich letzten Dienstag eben diesem Thema: Hält Gehirntraining jung?
Dabei ging das Team um Ranga Yogeshwar neuesten Erkenntnissen aus der Forschung nach. Ihre Ergebnisse sind so verblüffend wie einfach. Allerdings muss man hier zwischen zwei Begriffen unterscheiden: Fertigkeiten und Fähigkeiten.
Wer Kreuzworträtsel, Gehirnjoggings o.ä. macht, trainiert natürlich sein Gehirn, aber eben nur einen kleinen Teilbereich seines Gehirns. Es werden Fertigkeiten trainiert. Diese Fertigkeiten erhöhen aber leider nicht die Möglichkeiten des Gehirns im allgemeinen. Wer also gut im Kreuzworträtseln ist, wird sich deswegen nicht besser eine Einkaufsliste merken zumindest ist dieser Transfer von Teilfertigkeiten nicht messbar. Beim Muskel ist das hingegen anders. Wer Hanteln stemmt, wird mit seinen Armen auch leichter einen Schrank tragen. Das Gehirn arbeitet also im Unterschied zu Muskeln sehr viel spezieller! (siehe: Gehirnjogging am Computer: Funktioniert das?)
Was kann man aber tun, um die Fähigkeiten des Gehirns zu erhöhen, d.h. um das „geistige Potenzial” bzw. seine Möglichkeiten ganz allgemein zu erhöhen? Im Prinzip ist das nichts Neues, aber nunmehr endlich wissenschaftlich untermauert:
- Tägliche Bewegung, Ausdauer, Sport
- Soziale Kontakte, Freunde & Familie
- Musik, Erlernen eines Instrumentes
- ausgewogene Ernährung
Das klingt alles recht unspektakulär. Aber was bedeutet das für den Alltag? Nun, wer überlegt, ob für sein Kind nicht der neue „Gehirnjogging-Trainer” für die Spielekonsole eine super Sache wäre, damit es besser in der Schule wird, wäre viel besser damit bedient, wenn er seinem Kind ein Fahrrad schenkt. Kinder sollen sich bewegen und nicht vor der Glotze hängen. Das ist vergeudete Zeit! Denn das Gehirn produziert einen bestimmten Stoff, der für das Lernen „gut” ist, erst dann, wenn sich das Kind bewegt! Bevor Sie Ihrem Kind also wieder etwas Technisches kaufen, fragen Sie sich lieber, was Sie zusammen mit Ihrem Kind am Wochenende unternehmen können. Natürlich, das ist anstrengender als das Kind einfach vor der Glotze abzuladen. Aber wundern Sie sich nicht, wenn Sie die Potenziale Ihres Kindes damit verspielen. Von gemeinsamen Erlebnissen mit der Familie wird das Gehirn Ihres Kindes, aber auch Sie selbst, mehr davon haben, als von jeder stundenlangen noch so „pädagogisch wertvollen” Dudelei vor der Konsole. Und das schreibt Ihnen jemand, der mit Computern und Konsolen auch schon groß geworden ist. 😉