Heute möchte ich einige Passagen aus einer Folge der Video-Reihe „Mathematik zum Anfassen” vorstellen. Entwickelt wurde die Reihe von Professor Beutelspacher, Leiter des Mathematikums in Gießen, der gleichzeitig auch der Sprecher ist:
Bereits die griechischen Philosophen Sokrates und Platon wussten: „Jemandem etwas beizubringen, das geht nicht!” Heute wissen wir drei Dinge über Mathematik:
- Jeder kann Mathematik!
- Man lernt Mathe nur, wenn man sie macht. Das ist aber ein konstruktiver Prozess des Wissenserwerbs und kein vermittelnder!
- Wenn man voran kommen möchte, braucht man einen guten Lehrer. Und ein guter Lehrer weiß, wann er einen Impuls geben muss und wann er den Schüler besser in Ruhe lässt. Er weiß, wann der Schüler Informationen benötigt oder wann er selbst etwas entwickelt, wann der Schüler Nähe braucht, und wann Distanz wichtig ist.
Wie muss Mathematik-Unterricht aussehen, damit er in allgemeinbildenden Schulen allgemeinbildend ist? In den Augen von Beutelspacher gehören dazu drei Schritte:
- Wir nehmen die Welt um uns herum mathematisch wahr.
- Wir verarbeiten sie innerhalb der Mathematik. (Begriffe, Verfahren, etc.)
- Wir kommen wieder in die Welt zurück, wenden das Wissen an und verstehen die Welt – auf einer höheren Ebene – besser.
Wenn ich Beutelspacher richtig interpretiere, dann folgt aus dem ersten Punkt, dass guter Mathe-Unterricht problemorientiert gestaltet sein muss. Die Auseinandersetzung mit den Phänomen und Problemen führt dazu, dass man sie überhaupt erst versteht.
Der Mathematik-Alltag in Schulen sieht aber nur oft genug anders aus.
- Vom Mathe-Unterricht bleibt so unglaublich wenig hängen!
- Viele Menschen haben eine traumatische Erinnerung an den Mathe-Unterricht!
Woran liegt das? In Mathe gibt es, so Beutelspacher, eine scharfe Grenze zwischen richtig und falsch. Das führt oft dazu, dass Lehrer zum Herr über Richtig und Falsch werden. Diese Herrschaft erzeugt Macht und diese wiederum Angst beim Schüler. Und Angst ist nun der schlechteste Ratgeber zum Lernen. Mathematik ist aber anders! Mathe ist eine emanzipatorische Wissenschaft! Ob 5 mal 7 gleich 33, 34 oder 35 ist, muss man nicht vom Lehrer erfahren, sondern kann es selbst herausfinden. Mathematik darf nicht das Rückgrat von Schülern brechen, sondern muss die Persönlichkeit stärken. Denn Mathematik muss helfen, die Welt besser zu verstehen!
Zum Schluss stellt Prof. Beutelspacher zwei Phänome vor, die in einem guten Mathe-Unterricht eingesetzt werden könnten.