Die meisten von uns kennen die altbekannten Klassenarbeiten, die wir schon als Schüler regelmäßig über uns ergehen lassen mussten. Die Klassenarbeit stellte naturgemäß der Lehrer auf, der den Unterricht erteilte. Dabei musste er sich an den vermittelten Inhalten orientieren und das Wichtigste herausfiltern. Etwa zwei Wochen nach der Klassenarbeit bekam man sie unterschrieben mit einer Note zurück und man konnte sich freuen oder heulen. Welche Fähigkeiten aber wurden mit Hilfe der Klassenarbeit bewertet? Wer sagt uns zudem, welcher Art das Niveau der Klassenarbeit war (die Gauß’sche Normalverteilungskurve ist kein objektiver Maßstab)? etc. etc.
Es gibt viele Argumente, die gegen, aber natürlich auch für herkömmliche Klassenarbeiten sprechen. Um die Fähigkeiten eines Kindes aussagekräftiger vergleichen zu können, bedarf es eigentlich einer viel größeren Vergleichsgruppe als es die Klasse mit ihren 20–30 Kindern darstellt.
Wer daran interessiert ist, die Leistungsfähigkeit eines Schülers im Vergleich zu einer breiten und auf einer fundierten Datenbasis zu betrachten, kommt um standardisierte Testverfahren nicht herum. Diese müssen nämlich bestimmte Testgütekriterien erfüllen, die Klassenarbeiten von Hause aus nicht erfüllen können. Dazu zählen die Objektivität (Vergleichbarkeit / Ergebnisinterpretation ist vom Auswerter unabhängig), Reliabilität (Zuverlässigkeit / Genauigkeit) und Validität (Gültigkeit, d.h. der Test misst wirklich das, was er auch vorgibt zu messen). Die Aussagequalität, die einem standardisierten Testverfahren inne wohnt, ist also mit der einer Klassenarbeit nicht zu vergleichen.
Für die Grundschule gibt es mehrere standardisierte Testverfahren, die einerseits die Lernentwicklung einer Klasse / eines Kindes messen und als diagnostisches Werkzeug Förderbedarfe offenbaren. Andererseits decken einige Testverfahren auch bestimmte Lernstörungen auf, wie z.B. die Rechenschwäche oder Lese-Rechtschreibschwäche.
Da ich immer offener unterrichte, sehe ich es als zwingend notwendig an, das Können der Kinder mit Hilfe von standardisierten Tests zu überprüfen. So kann ich Lernfortschritte und Defizite viel umfassender erkennen und bin abgesichert. Das ist auch für Eltern wichtig, da sie sich nur zu oft fragen, wie gut ihr Kind ist. Für Eltern bedeutet dies, eine viel höhere Aussagekraft über den Leistungsstand ihres Kindes, da das Kind mit einer viel größeren Vergleichsgruppe gemessen wird. (Hinweis: In der Regel wird ein und derselbe Test von mehreren hundert oder tausenden Kindern bearbeitet, von den Prüfern ausgewertet, verändert, nochmals getestet etc. bis der Test die Gütekriterien erfüllt und statistisch aussagekräftig ist. Das kann sich über mehrere Jahre hinziehen bis er endgültig fertiggestellt und einsatzbereit ist.)
Derzeit informiere ich mich über folgende standardisierte Testverfahren, von denen ich einen oder zwei spätestens im Schuljahr 2009/2010 einführen werde. Allen Tests ist gemeinsam, dass sie über die gesamte Grundschulzeit hinweg durchgeführt werden und so eine Langfristaussage über die Lernentwicklung ermöglichen.
- DEMAT = Deutscher Mathetest
- HSP = Hamburger Schreibprobe
- WRT = Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test
- ELFE = Leseverständnistest mit ELFE‑T = ELFE-Training
- HLP = Hamburger Leseprobe
- KNUSPEL‑L = Knuspels Leseaufgaben
- SLS = Salzburger Lesescreening
- BAKO = Basiskompetenzen für Lese-Rechtschreibleistungen
- BUEGA = Entwicklungsstörungen im Grundschulalter
Weitere Informationen zu den Tests finden sich auf www.testzentrale.de