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Was ist die genui­ne Auf­ga­be von Schule?

Im Fol­gen­den ein sinn­ge­mäß zusam­men­ge­fass­ter Aus­schnitt aus einem Vor­trag, den ich gera­de höre:

„Es geht in der Schu­le nicht dar­um, dass wir die Kul­tur­gü­ter (Lesen, Schrei­ben, Rech­nen) von einer in die nächs­te Gene­ra­ti­on brin­gen. Es geht dar­um, dass wir den Geist immer wie­der neu ent­fa­chen, der die­se Kul­tur­gü­ter her­vor­ge­bracht hat.” (Hein­rich Roth, dt. Pädagoge)

Das Pro­blem ist nur, dass wir das in der Schu­le nicht mes­sen kön­nen. Des­we­gen mes­sen wir lie­ber, ob Schü­ler Deutsch, Mathe und Eng­lisch kön­nen. Aber ob sie den Geist erfah­ren haben, der sie zu begeis­ter­ten Ler­nern macht, mit des­sen Hil­fe, sie sich all das erschlie­ßen, das bleibt auf der Stre­cke. Und dann wird Ler­nen regel­recht zu müh­sa­mer Arbeit, zu der man jedes Mal „hin­ge­peitscht” wer­den muss. Das funk­tio­niert auch. Man nennt das Abrich­tung oder Dres­sur. Das Pro­blem dabei ist nur, dass die Freu­de am Gestal­ten, mit der man als jun­ger Mensch in die Welt hin­aus­geht, kaputt gemacht wird, weil man die Erfah­rung macht, dass es nicht dar­auf ankommt, zu ent­de­cken und zu gestal­ten, son­dern in ers­ter Linie dar­auf, zu gehor­chen. Die­se Men­schen haben dann kei­ne Lust mehr am Ler­nen und kön­nen lang­fris­tig ein gro­ßes Pro­blem bekommen.

Ein Bei­spiel: Mei­ner Oma wur­de „Die Glo­cke” von Schil­ler, wie sie erzähl­te, mit der Rute bei­gebracht. Das Gedicht konn­te sie bis ins hohe Alter von 85 Jah­ren auf­sa­gen. Aber jedes­mal, wenn sie an Gedich­te dach­te, bekam sie ein flau­es Gefühl im Magen. Sie hat selbst auch nie wie­der Gedich­te geschrie­ben oder jemals gemocht. Aber das Ziel war den­noch erreicht: Das Kul­tur­gut „Die Glo­cke” von Schil­ler ist über­lie­fert wor­den, ihre – mög­li­che – Begeis­te­rung an der Poe­sie ist dabei ver­lo­ren gegangen.

Quel­le:

Wei­te­re Inhal­te des Vide­os (15 min lang): Wie wir Kin­dern vor allem Mäd­chen Mathe­ma­tik madig machen, Grund­be­dürf­nis­se Ver­bun­den­heit und Wachs­tum, über das Erzeu­gen von Ersatz­be­frie­di­gun­gen (z.B. Bal­ler­spie­le), Kin­der brau­chen Auf­ga­ben, an denen sie wach­sen kön­nen, Was sind Auf­ga­ben, an denen man wach­sen kann?, Dis­zi­pli­nie­rung erzeugt Gehor­sam, Dis­zi­plin erzeugt man nur, wenn Kin­der den Nut­zen von Dis­zi­plin erfahren!

Nach­trag: In mei­nem Kalen­der stand am 16.1. die­ses Zitat: „Man kann einen Men­schen nichts leh­ren, man kann ihm nur hel­fen, es in sich selbst zu ent­de­cken.” (Gali­leo Gali­lei) Dar­un­ter der Begleit­kom­men­tar: „…Geben Sie Ihren Mit­ar­bei­tern Auf­ga­ben, bei deren Erfül­lung sie ihre Talen­te selbst ent­de­cken. Nichts wirkt motivierender!” 

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