Ende November 2012 habe ich mich mit „meiner” ehemaligen Klasse getroffen. Es hat mich sehr gefreut, alle wiederzusehen und zu hören, wie es ihnen im 5. Schuljahr geht. Der Übergang ins 5. Schuljahr war für die Kinder eine große Umstellung. Auch wenn ich im 4. Schuljahr ein sogenanntes Portfolio einforderte, waren die Kinder es doch gewohnt, sich die meiste Zeit über in Mathe, Deutsch und Sachunterricht eigenen Themen und Vorhaben zu widmen. Etwa zwei bis drei Monate vor dem Ende von Klasse 4 erklärte ich, wie zum Beispiel ein Hefter mit Inhaltsverzeichnis geführt wird oder Einträge in den Heften aussehen sollen etc. Anhand von kleineren gemeinsamen Themen wurden dann meine Hinweise und die zu erwartenden organisatorischen Fertigkeiten eingeübt.
Das Klassentreffen nutzte ich auch dazu, dass ich die Kinder zu ihrer Situation in der neuen Schule befragte. Ich entwarf einen Fragebogen, der Multiple-Choice-Antworten enthielt, also anonym beantwortet werden konnte. Den Fragebogen selbst ließ ich vorher von 5 Kolleginnen, die nicht alle an „meiner” Schule arbeiten, prüfen, ergänzen und verbessern.
Noch eine Information zu den weiterführenden Schulen: Die Schüler „meiner” ehemaligen Klasse besuchen alle möglichen in der Nähe gelegenen Schulformen. Mehrere Schüler gehen seit diesem Schuljahr zum ersten Mal in die Ganztagsschule. Erschreckend und erstaunlich zugleich fand ich die Antworten der GanztagsschülerInnen auf die Frage, wann sie aufstehen und wann sie nach Hause kommen. Mittlerweile müssen alle mit den Bussen fahren. Die meisten Kinder stehen gegen 6 Uhr auf und kommen gegen 16 Uhr nach Hause. Anschließend sind dann noch Vokabellernen, Klassenarbeiten, HÜs etc. angesagt. Man sollte sich bewusst machen, dass es sich hier um 10- bis 11-jährige Kinder handelt, die einen Arbeitstag absolvieren, der zeitlich etwa dem von berufstätigen Erwachsenen entspricht!
Download: Umfrageergebnisse und der vollständige Fragebogen
Was lässt sich aus der Umfrage ablesen?
Zunächst sei darauf hingewiesen, dass diese Ergebnisse nicht repräsentativ sind. Die Schülerinnen und Schüler meiner ehemaligen Klasse haben zumindest keine Nachteile durch den individuell orientierten Unterricht bei mir erfahren. Niemand fühlt sich schlecht durch die Grundschule auf die weiterführende Schule vorbereitet. Eine der am meisten genannten Bedenken von Erwachsenen ist die Frage: „Können die Kinder in Klasse 5 überhaupt still sitzen, wenn sie es nicht in der Grundschule von 8–13 Uhr gelernt haben?” Wenig überraschend für mich ist auch hier das Ergebnis: Kein einziges Kind nennt das Stillsitzen als eines seiner Hauptprobleme in Klasse 5. Diese liegen vielmehr darin, dass sie jetzt sehr früh aufstehen müssen und sie sehr viel mehr Klassenarbeiten und Tests schreiben. Auch das ist wenig verwunderlich, ist die Anzahl derartiger Leistungsüberprüfungen in der Grundschule erheblich reduziert.
Rückmeldungen der weiterführenden Schulen
Nach einigen Monaten im 5. Schuljahr werden die Lehrer aus den Grundschulen zu einem Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus den weiterführenden Schulen eingeladen. Dabei stellen sie ihre Eindrücke und Erfahrungen mit „unseren” ehemaligen Schüler dar. Zurückgemeldet wurde mir mehrfach:
- Die Schüler seien sehr selbstständig und organisiert.
- Die Schüler sind lerneifrig.
- Die Schüler insbesondere die Jungen wurden explizit erwähnt seien sehr sozial.
Die drei Punkte decken sich übrigens recht gut mit der Beschreibung von Walter Hövel.
Auf meine Nachfrage hin wurde mir dann gesagt: Die Schüler verfügen über eine genau so schlechte Rechtschreibung wie auch die Schüler aus anderen Schulen.
Diese Äußerung blieb bei mir hängen. Ich versuchte daraufhin Kontakt zu den Gymnasien herzustellen, um uns über Rechtschreibung und eventuell ein gemeinsames Konzept auszutauschen. Leider zeigten die Gymnasien hierzu kein Interesse. Mehrere E‑Mails und Telefonanrufe mit der Bitte um Weiterleitung blieben unbeantwortet.
Daraufhin fing ich an, mich selbst zur Rechtschreibung fortzubilden. Dies zeigt sich auch auf meiner SKoLNET, die seit 2012/2013 einen großen Anteil von Themen zur Rechtschreibung enthält.