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Ach­tung! Eltern!

So lau­tet der Titel der aktu­el­len Aus­ga­be des Maga­zins DER SPIEGEL (Heft 33, Jahr­gang 2013). Im Unter­ti­tel steht:

Kampf­auf­trag Kind: Aus Angst, der Nach­wuchs könn­te im Leben schei­tern, über­wa­chen Eltern ihre Kin­der. Aus nächs­ter Nähe kon­trol­lie­ren Sie, natür­lich vol­ler Lie­be, Schul­lauf­bahn, Stu­di­um und Kar­rie­re. Ob aus den behü­te­ten Geschöp­fen glück­li­che Erwach­se­ne wer­den, ist fraglich.

Eini­ge Zita­te aus dem Artikel:

  • „Heli­ko­pter-Eltern”: Der Aus­druck stammt aus dem Ame­ri­ka­ni­schen und bezeich­net Eltern, die vor lau­ter Sor­ge wie Hub­schrau­ber stän­dig um ihre Kin­der krei­sen. … Dann gibt es auch die deut­sche Heli­ko­pter-Mama, die das Baby und dann Klein­kind über Jah­re hin­weg abends nicht einem ihrem Mann anver­traut („Dann weint die Klei­ne so, weil sie ihn nicht so gut wie mich”) …
  • Und, ist das jetzt so schlimm? Nein. Nicht an sich. Die Fra­ge ist, wie es wei­ter­geht im Leben so wohl­be­hü­te­ter Geschöp­fe. … Eltern jun­ger Erwach­se­ner erle­ben Tren­nungs­angst. Durch Mani­pu­la­tio­nen, zu viel Unter­stüt­zung und psy­chi­schen Dru­cken, ver­such­ten sie, das erwach­se­ne Kind wei­tern stark ans Eltern­haus zu binden.
  • „Die meis­ten Eltern haben sehr boden­stän­di­ge Vor­stel­lun­gen von Erzie­hung. Aber die bei­den Extre­me links und rechts davon, d.h. Ver­nach­läs­si­gung und Über­be­hü­tung, bin­den heu­te in Kin­der­gär­ten und Schu­le die meis­te Energie.”
  • An Aus­sa­gen von Eltern, wie zum Bei­spiel: „Da haben wir mal wie­der eine fünf geschrie­ben, obwohl wir doch so viel gelernt haben”, erkennt man, wie Müt­ter und Väter bis zur Unkennt­lich­keit mit den Sie­gen und Nie­der­la­gen ihres Nach­wuch­ses verschmelzen.
  • Man­che Eltern müss­ten ihren Kin­dern mehr zutrau­en! Bei­spiel: 1970 gin­gen 91% der Schü­ler zur Schu­le. Heu­te sind es nur noch knapp 50%. Die ande­re Hälf­te kommt mit dem Taxi Mama.
  • „Müt­ter sit­zen neben ihren Kin­der und kon­trol­lie­ren die Haus­auf­ga­ben. Dabei soll­ten die selb­stän­dig erle­digt wer­den. Das Kind muss auch mal mit einer fal­schen Haus­auf­ga­be in die Schu­le kommen.”
  • Die meis­ten Eltern wün­schen sich, dass ihre Kin­der selb­stän­dig wer­den und sich durch­set­zen kön­nen! Aber wie soll ein Kind ler­nen, sich durch­zu­set­zen, wenn sei­ne Mut­ter bei jeder Ran­ge­lei die Schu­le anruft?
  • In einer Stu­die von 2006, an der 15.000 Kin­der in 25 Län­dern befragt wur­den, war die größ­te Not der Kin­der: „Mei­ne Eltern wol­len gute Noten und machen des­we­gen Druck.” Dahin­ter ste­cken berech­tig­te Sor­gen, aber auch pures Sta­tus­den­ken. „Man möch­te sich mit sei­nen klu­gen und tüch­ti­gen Kin­dern schmücken.”
  • Selbst an den Unis zeigt sich die Fol­gen der Über­be­hü­tung von Kin­dern. Erst­se­mer­stu­den­ten brin­gen mitt­ler­wei­le ihre Eltern zum „Schul­tü­ten-Tag” mit. „Wir machen mitt­ler­wei­le fast alles … aber Win­deln wech­seln wir nicht”, sagt der Spre­cher der Uni Freiburg.
  • Im Fol­gen­den wird im Arti­kel aus einer inter­es­san­ten Stu­die zitiert, in der man her­aus­fin­den woll­te, wie ver­schie­de­ne Kul­tu­ren ihre Kin­dern Ver­ant­wor­tung geben und wel­che Fol­gen das für deren Ent­wick­lung hatte.
  • Eine 60-jäh­ri­ge The­ra­peu­tin von Schul­kin­dern mit Angst­stö­run­gen beklagt anschlie­ßend, dass Kin­dern heu­te Mut feh­le. … „Bei den Bera­tungs­ge­sprä­chen hat sie häu­fig den Ein­druck, da kom­me kein Kind, son­dern ein Kopf durch die Tür. Zum Bei­spiel die Fünf­jäh­ri­ge, die all ihre Pup­pen durch­zählt, aus Stoff­schlan­gen Buch­sta­ben legt. Und es dann nicht schafft, auf den Stuhl zu klet­tern. Es wird nur auf den Intel­lekt geguckt.”
  • Was Hur­rel­mann, Pro­fes­sor für Public Health and Edu­ca­ti­on an der Her­tie School of Gover­nan­ce in Ber­lin, von Eltern ver­langt, ist eine stär­ke­re erzie­he­ri­sche Hal­tung, eine gesun­de Distanz zum Kind.