Immer wieder kommt die Frage auf: Wie behalten Sie eigentlich den Überblick bei so vielen Kindern? Dazu möchte ich in einer mehrteiligen Artikelreihe einige Einblicke geben.
Der Kreuz-Überblick
Der von mir eingeführte und so getaufte „Test” hat seinen Namen von dem Kreuz, das nach dem Falten des DIN A4-Blattes entsteht. Dazu wird das Blatt jeweils in der Mitte gefaltet und wieder aufgefaltet. Man erhält schließlich vier Felder.
Eigenschaften:
- extrem ökonomisch (braucht nur ca. 10 Minuten in der Durchführung)
- in allen Fächern einsetzbar
- nur ein weißes Blatt pro Schüler notwendig
- sinnvoll für kürzere zeitliche Abstände, z.B. jeden Freitag
- grober und gruppenbezogener Überblick
- zur Entwicklung des allgemeinen Niveaus in der Klasse
- zu besonderen Entwicklungsbereichen bei einzelnen Kindern
- zum Lernfortschritt des einzelnen Kindes (durch den exakten Vergleich mit früheren Ergebnissen).
In die Felder selbst kann man nun beliebig verschiedene Aufgaben hineinschreiben lassen. Hier ein Beispiel vom letzten Mal:
Die Aufgaben lauteten: Schreibe dein Geburtsdatum auf. Schreibe „Wer bist du?”. Schreibe „wildes Mädchen, wilder Junge und wild”. Rechne folgende Aufgaben.
Was ich mir bei den Aufgaben (außer der zum Geburtsdatum) gedacht habe, erschließt sich, so hoffe ich, von alleine.
Ergänzung am 23.3.2014: Im Überblick vom 21.3. habe ich folgende Aufgaben gestellt: a) Ziehe einen Strich, der so lang ist wie ein Finger. An das eine Ende schreibst du die 0 und ans andere die 100. Jetzt zeichne die 50 ein, danach 25 und 90. b) Schreibe „Kirche” und „Kirsche”. c) Schreibe diese Zahlen auf: 62, 26 und 66. d) Zerlege die Zahl 25.
Exkurs: Besonders interessant finde ich folgenden Gedanken: Wenn ich herausfinden möchte, ob ein Kind eine Aufgabe sicher beherrscht, wie viele solcher Aufgaben muss ein Kind dann rechnen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit bei zwei Aufgaben? Die Mathematiker mögen mir diese Frage bitte im Kommentarfeld unten beantworten. Nehmen wir den folgenden Aufgabentyp: 24 + 7 und 56 + 8 Also: Additionsaufgaben mit Zehnerübergang und einem Einer als Summanden. Löst ein Kind beide Aufgaben richtig, beherrscht es diese Aufgaben sehr wahrscheinlich schon (recht) sicher. Hierbei geht es aber nur um die quantitative Betrachtung! Eine qualitative Analyse, also eine des Rechenweges (Wie hast du gerechnet?), kann der Kreuz-Überblick nicht leisten. Hat der Schüler beide Aufgaben falsch gerechnet, scheint es hier wohl noch größere Schwierigkeiten zu geben. Ist nur eine der beiden Aufgaben richtig, ist es meine Aufgabe, dem nachzugehen.
Ich halte fest: Der Kreuz-Überblick liefert mir auf sehr effiziente Weise wichtige Anhaltspunkte dafür, woran ich mit einzelnen Kindern und Kleingruppen in der sich anschließenden Woche noch arbeiten muss.
Sehr genial! Danke dafür!
Der Kreuzüberblick wirkt überzeugend. Ich bin gespannt, welche Tipps du noch hast, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Hallo Marek,
es bleibt deine Methode, unbenommen. Mir erschließt sich der diagnostische Wert leider überhaupt nicht. Ich stelle mir für jede Woche eine wüste Zettelsammlung vor (30 Zettel bei 30 Kindern, macht im Monat schon 120). Da lob ich mir die von vielen Kollegen ebenfalls praktizierten Notizen, diese geben auch die Möglichkeit, eine qualitative Analyse festzuhalten. Musste ich spontan mal loswerden… Grüße
Es geht in diesem Artikel darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ich in meinem Unterricht den Überblick behalte. Der so getaufte Kreuzüberblick ist dabei ein Baustein. Der Test erhebt gar nicht den Anspruch, besondere diagnostische Aussagen treffen zu wollen. Wie auch? Er liefert mir kurzfristig betrachtet aber Hinweise, wo ich noch „nachbohren” könnte / sollte. Das habe ich aber im Artikel bereits erläutert. 😉
Aus medizinischer Sicht kannst du den Kreuzüberblick vielleicht mit einem Screening-Test vergleichen. Auch dabei geht es um einen von Effizienz geprägten groben Überblick.
Abschließend noch: Eben aus dem von dir genannten Grund mache ich den Test nicht jeden Freitag, aber trotzdem regelmäßig. 😉