Fela” korrigieren

Die­sen Text habe ich als Eltern­brief in „mei­ner” Klas­se 1 aus­ge­teilt. Es han­delt sich nicht um den ori­gi­na­len Text, da ich die­sen hier bereits mit wei­ter­füh­ren­den Infor­ma­tio­nen ergänzt habe. Im All­ge­mei­nen habe ich aber im Brief ver­sucht, eini­ge Aspek­te etwas zu ver­ein­fa­chen bzw. ver­kürzt und hand­hab­ba­rer für alle Eltern dar­zu­stel­len. Wesent­li­che Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zum The­ma haben mir vor allem die aktu­el­len Bücher „Der ortho­gra­phi­sche Feh­ler” und „ABC und ande­re Irr­tü­mer über Ortho­gra­phie, Recht­schrei­ben, LRS/Legasthenie” aus den Jah­ren 2012 und 2013, sowie das Heft „Rich­tig schrei­ben ler­nen mit dem Auf­bau­kon­zept” gelie­fert. Geschrie­ben wur­den sie vom Recht­schreib­for­scher an der Uni Frank­furt Prof. Dr. Tho­mé, dem ich für sei­ne posi­ti­ve Rück­mel­dung zu die­sem Eltern­brief sehr dan­ke. Mein Dank geht auch an sei­ne Ehe­frau D. Tho­mé vom Insti­tut für sprach­li­che Bil­dung Olden­burg.

Sehr geehr­te Eltern,

die Recht­schreib­ent­wick­lung lässt sich grob in drei Pha­sen gliedern:

  1. die vor­al­pha­be­ti­sche Phase
  2. die alpha­be­ti­sche und
  3. die ortho­gra­phi­sche Pha­se (etwa Klas­se 3 / 4 bei guten Schreibern).

Die Pha­sen bau­en auf­ein­an­der auf. Ihre Über­gän­ge sind flie­ßend. Es ist durch „über­mä­ßi­ges Üben“ nicht mög­lich, eine Pha­se zu „über­sprin­gen“. In den geschrie­be­nen Tex­ten von Kin­dern tre­ten in der Regel die Pha­sen 1) und 2) sowie 2) und 3) gemein­sam auf.

Wich­tig: In jeder Pha­se machen Kin­der typi­sche Feh­ler!

Las­sen Sie mich an einem Bei­spiel mit typi­schen Feh­lern die Qua­li­tät von Feh­lern etwas erklären:

Wie bewer­ten Sie die Recht­schrei­bung eines Erst­kläss­lers in die­sem Satz?

der pin­gu­in sa ein Schif“

Ortho­gra­phisch kor­rekt müss­te es heißen:

Der Pin­gu­in sah ein Schiff.“

Man erkennt: 1. Zu jedem gehör­ten Laut hat das Kind den pas­sen­den Buch­sta­ben zuge­ord­net! (Selbst „dea“ wäre hier vor­erst tole­rier­bar.) Das bedeu­tet: Für die vor­al­pha­be­ti­sche Pha­se macht das Kind alles rich­tig! (Hin­weis: Dass es ins­ge­samt noch kom­pli­zier­ter ist, weil nicht zu jedem Buch­sta­ben genau ein Laut im Deut­schen zuge­ord­net ist, weil Lau­te in ver­schie­de­nen Häu­fig­kei­ten(!) vor­kom­men und unter­schied­lich dif­fe­ren­ziert wer­den kön­nen, weil es mehr als nur 5 Voka­le gibt, weil man Basis- und Ortho­gra­phe­me unter­schei­den kann etc., dazu wer­de ich noch spä­ter hier etwas schrei­ben.) 2. Man erkennt auch, dass das Kind schon mehr kann, da es „Schif“ groß geschrie­ben hat und zwi­schen jedem Wort eine Lücke lässt.

Wie bewer­ten Sie nun die­sen Satz?

der pinu­in sa ain schf“

Hier erken­nen Sie zwei ver­schie­de­ne und typi­sche Feh­ler­ty­pen für die­se Phase:

  • Typ 1: aus­ge­las­se­ne Buch­sta­ben (pinu­in) (schf)
  • Typ 2: fal­sche Laut-Buch­sta­ben-Zuord­nung (ain anstel­le von ein)

Hier gehe ich bei Typ 1 indi­vi­du­ell ver­schie­den, aber im Kern fol­gen­der­ma­ßen vor:

  1. Die Lau­te im Wort wer­den schritt­wei­se von Anfang oder gezielt an der Feh­ler­stel­le her­aus­ge­ar­bei­tet (Was hörst du nach „sch”?) Man­chen Kin­dern fällt das sehr schwer.
  2. Das Wort wird geschwun­gen / geklatscht, vom Kind die Sil­ben­bö­gen mar­kiert und jeder Vokal unter­stri­chen (also: Pin-gu-in, jede Sil­be ent­hält immer einen Vokal!) Den Vokal las­se ich dabei sehr dif­fe­ren­ziert her­aus­hö­ren! (Ein­fa­ches Bei­spiel: „lesen” – das ers­te „e” klingt wie bei „E„sel und das zwei­te wie bei „E„nte und die­ses wird wie ein „e” geschrie­ben! (Vokal­dif­fe­ren­zie­rung)).

Macht es Sinn in die­ser frü­her Pha­se, oben das Wort „sa“ zu kor­ri­gie­ren und dem Kind „sah“ zu zeigen?

Kurz und klar: Nein! Kor­ri­gie­ren müss­te man jedes falsch geschrie­be­ne Wort in der vor­al­pha­be­ti­schen Pha­se nur dann, wenn man davon aus­gin­ge, dass der Erwerb der Recht­schrei­bung ein rei­nes Abspei­chern von Wör­tern wäre. Dem ist aber nicht so. In unse­rem Bei­spiel kann man das ‑h bei „sah“ nicht hören! Bei „-ah” han­delt es sich um ein sog. Ortho­gra­phem. Es wäre zu die­sem Zeit­punkt des Recht­schrei­ber­werbs ver­früht, es zu kor­ri­gie­ren. Ver­ein­facht könn­te man für die vor­al­pha­be­ti­sche Pha­se sagen: Alles, was man nicht hören kann, wird nicht kor­ri­giert. (Bei­spie­le: sakt statt sagt (das „g“ ist nicht hör­bar), Fogel statt Vogel, heis statt heiß,…)

Noch genau­er müss­te es heißen:

Kor­ri­giert wer­den Feh­ler, die für die­se Pha­se typisch sind und vom Kind durch die Kor­rek­tur (und ggfs. mit etwas Hil­fe) bewäl­tigt wer­den kön­nen! Kin­der wer­den opti­mal geför­dert, wenn man ihnen zu jeder Recht­schreib­pha­se „die rich­ti­gen Inhal­te zur rech­ten Zeit” präsentiert.

Der Recht­schrei­b­er­werb basiert auf – man sagt dazu – „impli­zi­ter Regel­bil­dung“. Lei­der ist es ein tief sit­zen­der Irr­tum, dass man Recht­schrei­bung dadurch erler­nen wür­de, indem man Regeln der Leh­rer aus­wen­dig lernt und dann anwen­det. Eben­so wenig erlernt man rich­tig zu schrei­ben, indem man alle Wör­ter wie ein Lexi­kon aus­wen­dig lernt. (vgl. ABC und ande­re Irr­tü­mer über Ortho­gra­phie, Recht­schrei­ben, LRS/Legasthenie)

Kin­der in Klas­se 1 befin­den sich in der Regel über­wie­gend in der vor­al­pha­be­ti­schen Pha­se. Zu die­sem Zeit­punkt erler­nen sie, dass Lau­te und Buch­sta­ben zuein­an­der gehö­ren (Laut-Buch­sta­ben-Zuord­nung) (Auch hier ist es in Wahr­heit noch etwas kom­pli­zier­ter: Wuss­ten Sie zum Bei­spiel, dass zu dem Buch­sta­ben „e” meh­re­re e‑Laute gehö­ren? E wie bei Esel, das „E” wie am Anfang des Wor­tes „Ende” klingt anders als das „e” am Ende des Wor­tes. (Stich­wort: Vokal­dif­fe­ren­zie­rung)).

Kin­der, die durch Schreib­erfah­run­gen die Laut-Buch­sta­ben-Zuord­nung ler­nen, ist die Schreib­wei­se „Fela” für „Feh­ler” ein enor­mer Fort­schritt. Es macht zu die­sem Zeit­punkt noch kei­nen Sinn, die­sen Schreib­feh­ler zu kor­ri­gie­ren und die rich­ti­ge Schreib­wei­se („Feh­ler”) zu üben. Das wird zu die­sem Zeit­punkt auf wenig frucht­ba­ren Boden fal­len. Es sei denn, das Kind fragt danach. Fra­gen des Kin­des haben natür­lich immer Vor­rang!  Erst wenn ein Kind die Laut-Buch­sta­ben-Zuord­nung ver­in­ner­licht hat, kann man all­mäh­lich den Fokus auf die ande­ren Feh­ler legen. Soll­ten Sie in der vor­al­pha­be­ti­schen Pha­se Ihrem Kind Recht­schreib­übun­gen „auf­er­le­gen”, kann das auf allen Sei­ten zu Ärger, Frust und viel­leicht zu einer belas­te­ten Eltern-Kind-Bezie­hung füh­ren, wie mir aus einem Eltern­haus zuge­tra­gen wurde.

Was kön­nen Sie tun?

  • Alles ist rich­tig, was im Kind das Bedürf­nis wach­sen lässt, schrei­ben zu wol­len. Und die­ses Bedürf­nis wächst, je tie­fer das Kind in die Schrift­spra­che ein­dringt! Schrei­ben Sie zum Bei­spiel Wör­ter und beschrif­ten sie die pas­sen­den Möbel / Lebens­mit­tel, schrei­ben Sie einen Gruß an Oma/Opa, einen klei­nen Brief an das Kind / einen lie­ben Gruß für die Früh­stücks­do­se Ihres Kin­des etc. För­dern Sie das Kind dar­in, mit ande­ren Men­schen schrift­lich in Kon­takt zu treten.
  • Wenn Sie Feh­ler kor­ri­gie­ren, dann nur sol­che, die das Kind jetzt auch hören kann. Erin­nern Sie sich, dass Feh­ler ver­schie­de­ne Qua­li­tä­ten haben! Machen Sie regel­mä­ßig die bei den Eltern­tref­fen vor­ge­stell­ten „Übun­gen zur pho­no­lo­gi­schen Bewusstheit”.
  • Ver­bes­sern Sie in der vor­al­pha­be­ti­schen (und alpha­be­ti­schen) Pha­se nicht alle Feh­ler! Das kann sehr leicht über­for­dern und ist wenig hilf­reich, weil sich in jedem Text immer ein bun­ter Strauß an Feh­ler­ty­pen befin­det. Beden­ken Sie: Recht­schreib­ler­nen basiert auf soge­nann­ter „impli­zi­ter Regel­bil­dung“ und nicht auf dem Aus­wen­dig­ler­nen von Wör­tern. (Das ist nur ein Teilbereich.)
  • Neh­men Sie aus einem Text eini­ge geschrie­be­ne Wör­ter (nicht alle, wenn es noch vie­le sind, viel­leicht 3–6 Feh­ler) her­aus, d.h. zei­gen Sie sie dem Kind. Kon­zen­trie­ren Sie sich dabei auf einen Feh­ler­typ! Im obi­gen Bei­spiel habe ich Ihnen zwei typi­sche Feh­ler gezeigt: Typ 1) aus­ge­las­se­ne Buch­sta­ben und Typ 2) fal­sche Zuord­nung. Bei der fal­schen Zuord­nung von Laut-Buch­sta­be („ain“ statt „ein“) bit­te ich das Kind dar­um, mir in der Schreib­ta­bel­le zu zei­gen, wo es den Laut „ai“ fin­det. Natür­lich steht er nir­gend­wo, son­dern nur „ei“ bei Eis. Ähn­li­ches gilt für „scht­ein“. Hier wei­se ich das Kind auf den Laut „st“ hin ‚der in der Schreib­ta­bel­le bei „Stein“ steht. Wenn das Kind die­se Zuord­nung erkannt hat, kann das Kind ver­su­chen, ein paar ande­re Wör­ter zu schrei­ben, die mit „ei“ anfangen.

Übun­gen für Kin­der, die sich über­wie­gend in der alpha­be­ti­schen und ortho­gra­phi­schen Pha­se befin­den, stel­le ich zu einem spä­te­ren Zeit­punkt vor. Hier­zu wäre es nötig, grund­le­gen­des Wis­sen zu Basis- und Ortho­gra­phe­men zu besit­zen! Auch das geden­ke ich zu einem spä­te­ren Zeit­punkt hier noch zu erläu­tern (sie­he aber auch die Doku­men­te am Ende die­ses Artikels)

Der Erwerb einer guten Recht­schrei­bung gelingt beson­ders gut, wenn Kin­der gelernt haben, Lau­te genau zu unter­schei­den und rich­tig zuzu­ord­nen. Des­we­gen waren und sind Übun­gen zur pho­no­lo­gi­schen Bewusst­heit (Laut­übun­gen) sehr wich­tig! Auch wenn wir in der Schu­le immer wie­der dar­an arbei­ten und üben, reicht das nicht immer aus! Laut­übun­gen sind also nach wie vor die rich­ti­gen Recht­schreib­übun­gen und die Basis für die Recht­schrei­bung. Sie soll­ten auch zu Hau­se regel­mä­ßig geübt wer­den. Ohne eine gute Grund­la­ge hier­bei wird das Kind nur sehr schwer zu einer guten Recht­schrei­bung finden.

Zum Schluss nen­ne ich Ihnen eini­ge Feh­ler­ty­pen, auf die Sie vor allem in der vor­al­pha­be­ti­schen Pha­se geziel­ter Ihren Blick wer­fen könnten:

  • aus­ge­las­se­ne Buch­sta­ben im Wort (Laut­schu­lung!) (WICHTIG)
  • hin­zu­ge­füg­te Buch­sta­ben im Wort (Laut­schu­lung!) (WICHTIG)
  • Feh­ler wie z.B. pigu­in, pegu­in, pin­gu­in, wenn also ein Wort in einem Text mehr­fach geschrie­ben wur­de, aber immer wie­der anders (Laut­schu­lung)
  • fal­sche Zuord­nung von Lau­ten und Buch­sta­ben (Schreib­ta­bel­le) (WICHTIG)
  • Groß­schrei­bung von Nomen (MANCHMAL)
  • Klein­schrei­bung von Adjek­ti­ven oder Ver­ben etc.
  • aus­ge­las­se­ne oder hin­zu­ge­füg­te Wör­ter im Satz

Picken Sie, wie oben schon gesagt, 3–6 fal­sche Wör­ter eines Feh­ler­typs her­aus. Schrei­ben Sie zu den fal­schen Wör­tern die rich­ti­ge Schreib­wei­se dane­ben (Erwach­se­nen­schrift). Bei Wör­tern mit aus­ge­las­se­nen oder hin­zu­ge­füg­ten Buch­sta­ben gehen Sie das Wort durch (Was hörst du am Anfang? Was kommt danach? etc.) Sehr viel anspruchs­vol­ler ist es, die fal­schen Wör­ter nur noch zu mar­kie­ren und das Kind zu fra­gen, was alle Feh­ler gemein­sam haben bzw. was bei sei­ner „Kin­der­schrift” anders ist als bei der „Erwach­se­nen­schrift”. Gelingt es dem Kind viel­leicht schon zu erklä­ren, war­um das so sein könn­te / wel­che Regel sich dahin­ter ver­birgt? Zum Bei­spiel: „Die­se Wör­ter (Hund, Kat­ze, Maus) hät­te ich groß schrei­ben müs­sen, weil man sie alle anfas­sen kann oder weil es Tie­re sind.” (Nomen) Der nächs­te Schritt wäre dann, dass das Kind sich wei­te­re Wör­ter aus­denkt, die zu sei­ner Regel pas­sen und beim Auf­schrei­ben der wei­te­ren Wör­ter vor allem auf die­se eine Regel achtet.

Es geht also immer wie­der dar­um, die impli­zi­te Regel­bil­dung beim Recht­schrei­b­er­werb zu „füt­tern”. Eine sol­che Vor­ge­hens­wei­se ist aber für alle auf­wän­di­ger und anstren­gen­der als das übli­che: „Schreib das noch mal neu!”, das dann meist noch ohne Sinn und Ver­stand erfolgt.

Hilf­rei­che wei­ter­ge­hen­de Dokumente

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7 Kommentare

  1. Dan­ke, dan­ke, dan­ke! End­lich ein wirk­lich hilf­rei­cher Bei­trag zum The­ma „Schrei­ben wie man hört”. Nach all den kri­ti­schen Arti­keln, die ich in den letz­ten Stun­den im Web gele­sen habe, weiß ich nun wenigs­tens was ich tun kann, um mich der Metho­de nicht kom­plett ent­ge­gen zu stel­len, aber doch wenigs­tens die offen­sicht­lichs­ten Feh­ler zu kor­ri­gie­ren. Ich wer­de den Bei­trag auf jeden Fall weiterempfehlen!

  2. Lie­ber Marek, vie­len Dank für all die hilf­rei­chen Arti­kel zur Recht­schrei­bung, die einem in vie­len Hin­sich­ten die Augen öff­nen!! Ich habe mir jetzt eini­ge Mate­ria­li­en beim ISB-Olden­burg bestellt, habe aber trotz­dem schon mal eine klei­ne Fra­ge an dich: Ler­nen dei­ne Kin­der die wich­tigs­ten Wör­ter des Grund­wort­schat­zes, die auch Ortho­gra­phe­me ent­hal­ten (ihr, ihn, ihm, …), trotz­dem aus­wen­dig, wenn sie sich auch noch in der vor­al­pha­be­ti­schen Pha­se befin­den? Wie hältst du es gene­rell mit Merkwörtern?
    Dan­ke, Mia

    1. Bezüg­lich den Ortho­gra­phe­men in der vor­al­pha­be­ti­schen Pha­se: Hier übe ich so gut wie gar kei­ne Wör­ter mit Ortho­gra­phe­men. Denn in die­ser Pha­se stimmt die Pho­nem-Gra­phem-Zuord­nung ja noch nicht! Die­se hat hier Vor­rang und muss vom Kind sicher beherrscht wer­den! Das bedeu­tet aber nicht, dass ich nicht ver­ein­zelt auch schon mal ein beson­ders häu­fi­ges Wort, wie z.B. „und”, ein­fach mal üben las­se, wei­te­re Wör­ter sie­he bei Häu­fi­ge Wör­ter in Kin­der­tex­ten. Also nun soll­ten nicht alle Wör­ter aus den „Kin­der­tex­ten” (Link) geübt wer­den, aber ganz ver­ein­zelt(!!), sol­che, die das Kind gera­de beson­ders häu­fig geschrie­ben hat und vor allem(!!), wo die Zuord­nung stimmt. Bei­spiel: Es schreibt „unt”. Wür­de das Kind statt­des­sen nur „u” für „und” schrei­ben, muss noch viel mehr an der Laut­dif­fe­ri­en­zie­rung gear­bei­tet werden!!

      Bezüg­lich der Merk­wör­ter mehr bei: https://skolnet.de/rechtschreibung-in-klasse-3-ueben/

  3. Bei den von Ihnen auf­ge­führ­ten Pha­sen han­delt es sich nach Frau Rena­te Val­tin doch nur um ein theo­re­ti­sches Modell ! Das kann man doch nicht ein­fach so auf die Rea­li­tät übertragen.
    Das ABC ist im Bereich der latei­ni­schen und der ita­lie­ni­schen Schrift wirk­lich zu 100 Pro­zent laut­ge­treu (z.B. Pin-gu-in) und das, weil die Schrift­zei­chen vor 2000 Jah­ren für das latei­ni­sche ent­wi­ckelt wur­den. Im deut­schen gibt es für vie­le Lau­te gar kei­ne Buch­sta­ben. Wir benut­zen statt des­sen 87 Gra­phe­me. Und wir haben das latei­ni­sche Alpha­bet nur übernommen.
    Jede Schrift ist eine Anwei­sung an den Leser, wie er es zu lesen hat. Im deut­schen ist es eben kom­pli­zier­ter dies umzu­set­zen. Noch schwie­ri­ger sind Eng­lisch und Fran­zö­sisch aus­zu­füh­ren. Einem Kind vor­zu­gau­keln es kön­ne mit einer Anlaut-Tabel­le rich­tig schrei­ben ler­nen ohne ihm die rich­ti­gen Schrei­bun­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len, das hal­te ich für eine unter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung und zu dem noch eine geziel­te Irre­füh­rung der Schü­ler durch einen Leh­rer. Wenn dann noch Wort-Rui­nen ohne Ein­schluss von Voka­len, Endun­gen auf a statt er/el/en etc., sowie End­laut-Här­tun­gen, ee Weg­las­sun­gen bei beton­ter End­sil­be, Wort­stamm-Ände­run­gen zulas­sen , e/ä, eu,äu Ver­tau­schun­gen ß nach lan­gem Vokal bzw Dop­pel­vo­kal weg­las­sen, und die­se dann posi­tiv vom Leh­rer beur­teilt wer­den, bau­en die Kin­der eige­ne Regeln zum Schrei­ben auf. Ich sehe das hier bei den Mit­schü­lern mei­ner Kin­der und weis es aus den Befra­gun­gen von 350
    betrof­fe­nen Eltern und ehe­ma­li­gen Schü­lern, wie schwer es ist die­se im Gehirn in fes­ten Syn­ap­sen fest­ge­leg­ten eige­nen Schreib­re­geln und Lern­we­ge zu ändern. Natür­lich kön­nen sich Syn­ap­sen ändern, aber bei wie­der­hol­tem Gebrauch wird die­se immer kom­ple­xer und resis­ten­ter. Es ist viel schwie­ri­ger umzu­ler­nen, als von vorn­her­ein rich­tig zu ler­nen (Prof. Güntürkün/Bochum, Prof.Manfred Spitzer/Ulm). Unser Gehirn lernt sehr viel in die­sen frü­hen Jah­ren, egal was wir da vor­ge­setzt bekom­men, und wenn ich mir dann ohne feed­back etwas fal­sches mer­ke, dann habe ich spä­ter rie­si­ge Pro­ble­me durch umler­nen etwas ande­res zu mer­ken, weil das Alte noch immer da ist. Man soll­te den Kin­dern doch ein­fach die rich­ti­ge Schrei­bung zur Ver­fü­gung stel­len. Die Kin­der ver­fü­gen bereits über ein sprach­li­ches Regel­werk. Ihnen als Leh­rer obliegt es dem Kind mög­lichst effek­tiv die Ver­knüp­fung die­se Regel­wer­ke struk­tu­riert zu vermitteln.Danach suchen Kin­der und ohne Feh­ler­mel­dung kann man nicht ler­nen. Stel­len sie sich einen Blin­den vor, der mit einem ball einen bestimm­ten Punkt tref­fen soll. Ohne akus­ti­sche Hil­fe wird er es nie ler­nen. Und wie ist es mit Kin­dern, die in der Sprach­ent­wick­lung gestört sind, im optische/motorischen Sys­tem kreuz-domi­nant sind, gar kein deutsch spre­chen. Wie sol­len die denn nach Reichen/Brügelmann/Stumpenhorst/Barnitzki/Brinkmann/Urbanek/Hecker/von Hen­tig schrei­ben ler­nen. Die haben hier doch gar kei­ne Chan­ce. Und dann gibt es ja noch den Arti­kel 3 des Grundgesetzes.
    Ich habe hier eine Toch­ter mit drei Pro­ble­men und es gelang uns mit Hil­fe des Kie­ler Lese­auf­baus das Lesen bei­zu­brin­gen und ihre Spra­che auf­zu­bau­en. Und mit dem schritt­wei­sen Auf­bau des Schrei­ben mit Sil­ben-ana­ly­ti­scher und ana­ly­tisch-syn­the­ti­scher Metho­de kann sie inzwi­schen (5 Klas­se einer Sprach-För­der­schu­le) auch gut schrei­ben. Und der suk­zes­si­ve Auf­bau der Recht­schreib­re­geln in Ver­bin­dung mit der Ein­übung von Schreib-Auto­ma­tis­men hat ihr sehr gehol­fen. Zum Bei­spiel die End­sil­be vor­ge­ben und ver­schie­de­ne Vor­sil­ben sagen( ‑ter But-ter, Fut-ter etc.
    Die Inklu­si­on wird hier in NRW vor die Wand gefah­ren. Die Leh­rer dür­fen mit einem male auch För­der-Kin­der unter­rich­ten ohne dar­auf vor­be­rei­tet wor­den zu sein.
    Ich glau­be, dass sie ein sehr enga­gier­ter Leh­rer sind und sich bes­tens um ihre Schü­ler kümmern.

    1. Herr von Lin­tig, wie Sie bereits sagen, han­delt es sich bei den Pha­sen nach Val­tin tat­säch­lich nur um ein Modell, um den Recht­schrei­b­er­werb grob zu erfas­sen. Es gibt auch ande­re mehr oder weni­ger kom­ple­xe. Wich­tig sind für mich ein paar Aspek­te aus der Per­spek­ti­ve des Leh­rers: a) Kei­ne Pha­se ist ein­deu­tig von der ande­ren abge­grenzt, son­dern über­schnei­det sich. Kin­der machen nie nur Feh­ler aus der einen oder ande­ren Pha­se. Inter­es­san­ter­wei­se zei­gen sich aber Feh­ler gehäuft aus der einen oder ande­ren Pha­se! b) Die Pha­sen geben mir eine Ori­en­tie­rung dafür, Schwer­punk­te für die För­de­rung von Kin­dern zu legen. c) Das Schrei­ben der Kin­der soll­te nie allein ste­hen, son­dern ist gepaart mit struk­tu­rier­tem Input durch den Leh­rer und vom Leh­rer initi­ier­ten Übungs­pha­sen. Den star­ken Ler­nen ist es meist ziem­lich egal, ob sie Input vom Leh­rer erfah­ren. Sie ler­nen es, trotz­dem ein Leh­rer anwe­send ist. (Sol­che Kin­der wün­schen sich im übri­gen Eltern und Leh­rer am liebs­ten ;)) Es geht vor allem um die „durch­schnitt­li­chen” und „lang­sa­me­ren” Ler­ner. Sie benöt­gen den Input, um lang­fris­tig „auf den grü­nen Zweig” zu kommen.

      Es bedarf bei alle­dem aber wohl auch eine gewis­se Erfah­rung, Gespür und auch Neu­gier­de auf Sei­ten des Leh­rers, Schwie­rig­kei­ten beim Recht­schrei­b­er­werb zu erken­nen und kom­pe­tent zu handeln.

      Man­ches von dem, was Sie in Ihrem Kom­men­tar for­mu­lie­ren, habe ich tat­säch­lich an ver­schie­de­nen Stel­len hier bereits auf­ge­schrie­ben, z.B. https://skolnet.de/rechtschreibung-in-der-grundschule/

      1. Hal­lo, mit sehr viel Inter­es­se habe ich das Buch von Herrn Gün­ther Thome „Irr­tu­mer über Orthographie/Rechtschreiben/LRS/Legasthenie ” gele­sen. Ich kann die Kri­tik von Herrn Thome direkt in der Pra­xis durch geführ­te Gesprä­che mit Betrof­fe­nen Schü­lern und Eltern nach­voll­zie­hen und sehe die Metho­dik als ein sehr gute Ergän­zung zum Sil­ben-ana­ly­ti­schen Ansatz von Frau Röber und Frau Bre­del an. Bei­de Metho­den for­dern struk­tu­rier­te Schreib­lehr­gän­ge, deren Anwen­dung lin­gu­is­ti­sche Kennt­nis­se der Leh­rer erfor­dern .Inter­es­sant und ein­gän­gig ist die Dar­stel­lung der Gra­phe­me zur Umset­zung des struk­tu­rier­ten Erler­nen des Schrei­bens. Gera­de im Anfangs­un­ter­richt brau­chen schwa­che Schü­ler struk­tu­rier­te Hilfen.
        Bei uns in NRW kom­men kaum struk­tu­rier­te Schreib­lehr­gän­ge zur Anwen­dung. Schul­ma­te­ria­li­en wer­den vor ihrer Anwen­dung gar nicht auf ihre wis­sen­schaft­li­che Vali­di­tät über­prüft. So etwas wäre im Bereich der Medi­zin gar nicht mög­lich. Es bedarf gro­ßer Stu­di­en und einer Zulas­sung ‚bevor ein Medi­ka­ment ange­wen­det wer­den darf. Evi­dent-based medi­cin funk­tio­niert anders. Es geht nichts mehr ohne gro­ße, inter­na­tio­na­le Studien.
        Anlaut-Tabel­len mit dem Igel-Feh­ler, falsch Schrei­bun­gen soll­ten nicht ange­wen­det wer­den. Herr Som­mer-Stum­pen­horst darf wei­ter sei­ne kru­den Ideen von einer eigen­stän­di­gen, auto­ma­ti­schen Ent­wick­lung des Schrei­bens der Schü­ler über Wort-Rui­nen und zahl­rei­che fal­schen Schrei­bun­gen in Semi­na­ren der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Müns­ter verbreiten.Mehrfach falsch geschrie­be­nes bleibt aber im Gehirn haf­ten, Es ist schwie­ri­ger umzu­ler­nen , als gleich richtig(Hirnforschung). Die meis­ten Grund­schul­bü­cher hal­ten kei­nem wis­sen­schaft­li­chen Stand der Grund­schul­päd­ago­gik stand. Der Ein­fluss des Grund­schul­ver­ban­des mit Herrn Brü­gel­mann auf die Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz ist viel zu groß. Schau­en sie sich mal die Vita die­ser Licht­ge­stalt an, da staunt man dann nur noch über sei­nen Werdegang .
        Es kom­men vie­le Metho­den zur Anwen­dung, wel­che die Schü­ler dann durch ihrer Ver­mi­schung zusätz­lich ver­un­si­chern. In NRW muss sich eini­ges ändern, weil sonst die schwa­chen und mit­tel­star­ken Schü­ler auf der Stre­cke blei­ben. Die Metho­den von Herrn Brü­gel­mann, Rei­chen, Som­mer-Stum­pen­horst etc.sind aus mei­ner Sicht reak­tio­när, da sie gera­de weni­ger gebil­de­te Schich­ten im Schrift und Lese-Erwerb schei­tern lassen.

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