Heute möchte ich Kopiervorlagen vorstellen. Sie heißen „Fit für Mathe im Alltag” aus dem Auer Verlag. Ich verwende diese Arbeitsblätter seit mehreren Monaten einmal wöchentlich im Unterricht. Eine Doppelseite ist bei mir ideal für ca. 60 Minuten und länger geeignet.
Wie der Name schon sagt, geht es hier um komplexe Aufgaben aus dem Alltag. Das Leseverständnis wird sehr auf die Probe gestellt und geübt. Gefordert wird vor allem das mathematische Verständnis der Kinder. Es geht nicht darum, stupide einfach nur Rechenaufgaben zu lösen! Es zeigt sich bei diesen Aufgabentypen sehr schnell, welche Kinder bereits gut sinnentnehmend lesen und mathematisch komplex denken können. Das arithmetische Leistungsniveau eines Kindes entscheidet nicht zwangsläufig darüber, ob es die Aufgaben bewältigen kann. Schnelle und langsame Rechner begegnen sich nahezu auf Augenhöhe. Allerdings benötigen Schüler mit einem geringen Sprachwortschatz unbedingt Unterstützung, da sie die Komplexität der Aufgaben meiner Erfahrung nach oftmals überfordert.
Ein Förderschullehrer, dem ich diese Kopiervorlagen zeigte, äußerte sich auch positiv. Er betonte, dass da „mal wirklich lebensrelevante Aufgaben für die Kinder” vorkommen und Mathe würde nicht mehr auf eine für die Kinder sinnentfremdete Rechentechnik reduziert. Ich kann es auch immer nur wieder betonen: Denken, denken, denken im Sinne der mathematischen Anwendung – und miteinander sprechen! Sachaufgaben, d.h. der Anwendungsbezug von Mathematik, müssten viel stärker das Herz der Schulmathematik ausmachen, stattdessen werden meiner Erfahrung nach nur viel zu oft abstrakte Fertigkeiten eintrainiert, die schnell vergessen werden. Eine Rechentechnik zu beherrschen, ist totes Wissen, wenn man sie nicht auch praktisch anzuwenden weiß. Natürlich, man könnte noch sagen, dass man ja immerhin etwas vorzeigen könne beispielsweise vor der Schulleitung oder den Eltern! Doch hat man so leider den eigentlichen Nutzen der Arithmetik nicht begriffen. Thema verfehlt, 6!
Es fallen mir die Schwierigkeitsstufen der Aufgaben bei Tests ein: a) Reproduktion, b) Anwendung und c) Transfer. Die Reproduktion, also die Wiedergabe von Techniken bzw. von Wissen, sollte in Tests immer den kleinsten Anteil erhalten (ca. 20%). Bei den prozentualen Verteilungen der oben genannten Bereiche für Bayern zeigt sich, dass Schüler, die Techniken und Wissen nur reproduktiv ohne einen Sinnzusammenhang „beherrschen”, über die Note 5 nicht hinauskommen dürften. Wie sagte doch auch Benezet sinngemäß: Wir trainieren den Kindern in der Grundschule mühsam und zu früh Techniken an, die sie später viel schneller lernen könnten. Vielmehr müssten wir sie frühzeitig das Denken lehren.