Eben tippte ich bei Google die Worte „Mathematik ist mehr als Rechnen” ein. Als erstes Ergebnis lieferte die Suchmaschine folgende Präsentation:
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Die Seite 11 der Präsentation liefert einen interessanten Einblick in den gängigen Mathematik-Unterricht. Demnach steht der Erwerb von einzutrainierenden Rechenverfahren im Vordergrund. Prozessbezogene Verfahren, wie zum Beispiel das Problemlösen oder das Argumentieren, spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
Schauen wir nun zu den mathematischen Kompetenzen der PISA-Aufgaben. Was wird da eigentlich in Mathematik geprüft?
„Der Erwerb von spezifischem Wissen im schulischen Lernen ist wichtig. Aber ob die Einzelnen dieses Wissen später anwenden können, hängt entscheidend von allgemeineren Fähigkeiten und Kenntnissen ab. Können die Jugendlichen mathematische Fähigkeiten als „Werkzeuge” einsetzen und damit Problemsituationen aus unterschiedlichen Kontexten behandeln? Besitzen sie die Fähigkeit, die Bedeutung der Mathematik im heutigen Leben wahrzunehmen, quantitativ zu argumentieren, Beziehungen oder Abhängigkeiten zu erfassen und fundierte mathematische Urteile abzugeben? … Die Aufgaben im Bereich Mathematik umfassen dabei
- … klassische Textaufgaben, eingekleidete Aufgaben bis hin zu komplexeren Anwendungsproblemen,
- Aufgaben, zu deren Bearbeitung selbständig Denkmodelle erstellt werden müssen, für die nach Lösungen gesucht wird, Aufgaben, die qualitatives Denken und Schlussfolgern fordern und nicht nur das Abarbeiten von festen Verfahren.”
Quelle: PISA: Die mathematische Kompetenz prüfen
Das PISA-Konsortium nimmt die Mathematik als eine umfassende den Alltag begleitende Disziplin wahr. Mathematik sollte nicht darauf reduziert, Rechenverfahren einzutrainieren, sondern die Fähigkeit schulen, Probleme zu erkennen und sie zu lösen. Natürlich, dazu muss man verstanden haben, wie ein Rechenverfahren funktioniert (das Werkzeug). Ich halte aber den übertriebenen Ehrgeiz, aus Kindern „Schnellrechner” oder, wie ich es sage, „sprechende Taschenrechner” zu machen, mathematisch für verfehlt. Selbstverständlich ist Übung von Entdecktem und Erkanntem wichtig, aber bitte in einem „angemessenen” Rahmen.
Ich erlebe auch in der eigenen Klasse Kinder, die zu Hause sehr viel rechnen (müssen) und darin auch beachtliche Leistungen zeigen. Dieselben(!) Kinder tun sich aber äußerst schwer damit, eigene auch anspruchsvollere Sachaufgaben zu entwickeln oder gegebene zu lösen. In Anlehnung an die Kompetenzniveaus von PISA kommen diese Schüler trotz dieses Könnens kaum über das Niveau 1/ 2 hinaus. Hier erscheint es mir daher im Sinne der Mathematik notwendig, dass auf allen Seiten ein Umdenken stattfindet (Weniger ist mehr!) und prozessbezogene Verfahren (siehe oben) eine viel größere Bedeutung in der Grundschulmathematik erhalten als bislang. Denn Mathematik ist mehr als Rechnen!
Teil 1 des Artikels findet sich hier: Mathematik ist mehr als Rechnen