Im Artikel Was ist „direkte Instruktion”? habe ich den von Hattie genutzten Begriff Mindframe verwendet. Im deutschsprachigen Raum werden die Mindframes leider kaum wahrgenommen. Stattdessen hat man sich hier bislang mehr auf eine Unterrichtsmethoden-Debatte gestürzt, was auch Hattie kritisiert.
Für das Wort „mindframe” als solches gibt es keine exakte Übersetzung ins Deutsche. Es geht hierbei aber um so etwas wie „Haltung” / „Einstellung”. Wie sich Haltungen entwickeln und wie man sie verändern kann, wird hier erklärt.
Hattie benennt 8 Mindframes von lernwirksamen Lehrern:
[yellow_box]HALTUNG 1: Lehrer glauben, dass es ihre grundlegende Aufgabe ist, die Wirkung ihres Lehrens auf den Lernerfolg der Schüler zu hinterfragen / zu evaluieren.
HALTUNG 2: Lehrer glauben, dass der Lernerfolg der Schüler davon abhängig ist, was sie als Lehrer getan haben oder nicht getan haben. Wir sind „change agents”! (siehe unten)
HALTUNG 3: Lehrer wollen eher über das Lernen reden, als über das Unterrichten.
HALTUNG 4: Lehrer sehen in Prüfungen ein Feedback für ihre Wirkungen (auf die Schüler).
HALTUNG 5: Lehrer ermuntern zum Dialog nicht zum Monolog.
HALTUNG 6: Lehrer erfreuen sich an der Herausforderung und geben sich nicht damit zufrieden, „ihr Bestes zu tun”.
HALTUNG 7: Lehrer glauben daran, dass es ihre Aufgabe ist, positive Beziehungen im Klassenraum und im Lehrerzimmer aufzubauen.
HALTUNG 8: Lehrer informieren über die Sprache des Lernens.[/yellow_box]
Quelle: Know Thy Impact: Teaching, Learning and Leading. An interview with John Hattie (Seite 2)
Was ist unter dem Begriff change agent zu verstehen? Die verständlichste Erklärung fand ich in einer Beschreibung des Wortes selbst: „A change agent actively drives the improvements forward, develops own ideas on how to positively impact processes etc.”
Haltung 8 ist noch etwas undeutlich. Soweit ich mich erinnere geht es dabei auch ein Stück weit um die Kommunikation mit Eltern und inwieweit ich als Lehrer in der Lage bin ihnen deutlich zu machen in einem adäquaten Sprachmodus zu erklären, um was es geht, wo ihr Kind steht usw.
Du findest auf Seite 12 der Quellenangabe oben mehr Informationen dazu. Es geht aber im Kern darum, was du angedeutet hast.
Schade, dass ich es so oft erlebe, dass derartige Haltungen hier als naiver Idealismus belächelt oder gar bekämpft werden. Gern wird dann auch der baldige Burnout prophezeiht. Mein Eindruck dagegen ist eher der, dass jene Kollegen MIT diesen Haltungen in der Summe eine große Zufriedenheit bei ihrer Arbeit mit den Schülern ausstrahlen. Wie viel könnte ein Kollegium bewirken, in dem der übrwiegende Teil diese Haltungen vertritt? Alleine schon die Stärkung, die sich im alltäglichen kollegialen Umgang daraus ergeben würde – mancher Brocken, den einem der Altag nun mal immer wieder vor die Füße wirft, wäre so viel leichter gemeinsam zu stemmen…