Bereits vor einiger Zeit beschrieb ich ausführlich das Rechtschreibkonzept, auf das ich in „meiner” Klasse setze (siehe Fela korrigieren oder Phasen des Rechtschreiberwerbs). Mittlerweile befindet sich „meine” Klasse in der Mitte des 2. Halbjahres und ein paar Kinder tun sich immer noch recht schwer, einzelne Laute in einem Wort differenziert zu hören und voneinander zu unterscheiden. Auf der Suche danach, wie ich diese Kinder noch gezielter unterstützen kann, dass sie einzelne Laute besser unterscheiden lernen, bin ich auf die sogenannte „Minimalpaartherapie” gestoßen. Geholfen hat mir dabei ein Austausch mit der Sprachheilpädagogin Sabine Kruber von SK-verschrieben. Sie äußerte, dass Kinder in ihrer Praxis sehr positive Erfolge mit der „Minimalpaartherapie” machen würden. Vor allem ihre Erfahrungen im Hinblick auf die Frage „Was ist besonders wirksam in der Therapie?” war sehr wichtig und zeigte mir – nebenbei bemerkt -, wie wichtig es wäre, wenn Schulen noch viel mehr mit externen Fachleuten kooperieren würden.
Was sind Minimalpaare?
Es handelt sich um Wörter, bei denen ein einzelner Laut verändert ist und die damit einen anderen Sinn bekommen. Der Laut kann sich entweder am Anfang des Wortes, in der Mitte oder am Ende befinden, zum Beispiel Topf – Zopf [Minimalpaar vorne], Pilz – Pelz [mittig], Bus – Busch [hinten].
Was ist die Minimalpaartherapie?
[Sie] bildet einen der Therapiekonzepte zur Behandlung von phonologischen Störungen. … Im Mittelpunkt stehen die Minimalpaare, mit deren Hilfe die bestehenden phonologischen Prozesse überwunden werden sollen. So wird der Kontrast zwischen dem Ziel- und dem Ersatzlaut erarbeitet … die das Kind zwingen seine eigene Aussprache zu überprüfen. (Quelle: logopädisches Lexikon)
Als „phonologische Störung” wird eine „Störung der linguistischen Organisation von Lauten” bezeichnet, „bei der Laute ersetzt, vertauscht, ausgelassen oder fehlgebildet werden”, so dass ein Wort mit einer anderen Bedeutung entsteht (siehe logopäd. Lexikon).
Was tue ich?
Seit einiger Zeit hole ich mir die betreffenden Kinder, die die Laute noch nicht hinreichend sicher differenzieren, immer wieder in den „kleinen Kreis” zu mir (siehe auch Unterricht bei mir). Dort werden für ca. 10–15 Minuten ausschließlich Minimalpaare gehört, nachgesprochen und aufgeschrieben. Es sei noch gesagt, dass alle Kinder in der Klasse fließend deutsch sprechen.
Wie gehe ich genau vor?
- Ich lese den Kindern zwei Wörter vor, z.B. Fisch – Tisch. An dieser Stelle bin ich vor allem als Sprachvorbild mit einer klaren, aber normaleN Aussprache gefordert. Später können auch drei Wörter gleichzeitig betrachtet werden: Rasen – Riesen – Rosen. Hinweis: Wortmaterial habe ich im Artikel Minimalpaarliste eingefügt.
- Wir klären, ob die Wörter bekannt sind bzw. was sie bedeuten.
- Die Kinder sprechen die Wörter im Kreis und für sich nach und versuchen die Unterschiede heraus zu hören: Was genau klingt bei den Wörtern anders?
- Anschließend besprechen wir jedes Wort Laut für Laut und gehen dabei auf die Basisgrapheme des Deutschen ein!
- Die Kinder schreiben die Wörter auf. Dabei achte ich ausschließlich auf die Basisgrapheme! In unserem Beispiel heißt das, dass ein Wort wie „Hun” für „Huhn” vollkommen ausreichend ist. Alles andere wäre in dieser Phase des Rechtschreiberwerbs kontraproduktiv!
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